Sittlich

[112] Sittlich, er, -ste, adj. et adv. in der ersten Hauptbedeutung des Hauptwortes Sitte. 1. Den Sitten, das ist, den Gebräuchen, Gewohnheiten eines Landes gemäß, üblich, gebräuchlich; Nieders. sedelik. Ländlich, sittlich; außer welchem sprichwörtlichen Satze es in dieser Bedeutung wenig gebraucht wird.


Die Einfalt macht, daß ländlich, sittlich heißt;

Ein weiser Mann ist Schöpfer seiner Sitten,

Haged.


2. * Den guten Sitten, d.i. dem anständigen äußern Verhalten in dem gesellschaftlichen Leben gemäß und darin gegründet; eine im[112] Hochdeutschen veraltete Bedeutung. Der empfing sie sittlich, Theuerd. 3. Zu den gesellschaftlichen Verhältnissen gehörig, darin gegründet, moralisch. Das sittliche Gefühl, oder, die Empfindung dessen, was sittlich gut oder böse ist. 4 In noch weiterer Bedeutung, zu dem freyen Verhalten des Menschen gehörig, in dessen freyem Willen gegründet, moralisch; im Gegensatze des physisch. Die sittliche Zurechnung und Belohnung. Was durch ein Gesetz verbothen ist, ist sittlicher Weise unmöglich. Sittlich gut, sittlich böse.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 4. Leipzig 1801, S. 112-113.
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