Sterz, der

[359] Der Stêrz, des -es, plur. die -e, oder die Stêrze, plur. die -n, Diminut. das Sterzchen, ein Wort, welches überhaupt den Begriff der Ausdehnung in die Länge hat, und einen langen Stiel, eine Stange bedeutet, aber nur in einigen Fällen üblich ist. Besonders gebraucht man es von einer an dem untern oder hintern Theile eines Dinges befindlichen langen Hervorragung. So wird der starke Baum an den Windmühlen, womit man dieselben umdrehet, und nach dem Winde richtet, das Wendeholz, sowohl der Sterz als die Sterze genannt. Die Pflugsterze ist ein hinten an dem Pfluge hervor ragendes Holz, womit derselbe regieret wird; und in einigen Gegenden heißt die Deichsel an einem Wagen die Wagensterze. Im Bergbaue ist das Sterzel das Holz unter dem Hunde, worauf die Deichsel lieget. Besonders ist Sterz im gemeinen Leben vieler Gegenden, der Schwanz eines Thieres. Die Kuhsterze, der Kuhschwanz. Den Hund auf die Sterze oder auf den Sterz treten, auf den Schwanz. Die Rothsterze, ein Vogel, welcher auch Rothschwanz heißt.[359] Auch der Hintere am Menschen wird in den gemeinen Sprecharten und im Scherze häufig der Sterz genannt.

Anm. Im Nieders. Steert, im Angels. Staert, Steort, im Holländ. Steert, Staart, im Schwed. Stiert, im mittlern Lateine ohne Zischlaut Dardus. Die Ausdehnung in die Länge ist ohne Zweifel der Stammbegriff, daher dieses Wort als ein Verwandter von starren, sich unbiegsam in die Länge erstrecken, angesehen werden muß. In Nord-England ist Start, ein langer Stiel. Siehe das folgende.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 4. Leipzig 1801, S. 359-360.
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