Sterzen

[360] Stêrzen, verb. regul. neutr. welches das Hülfswort seyn erfordert, aber nur in den gemeinen Sprecharten Ober- und Nieder-Deutschlandes üblich ist, wo es gehen, wandern bedeutet, besonders mit dem Nebenbegriffe des Müßigganges. Im Lande herum sterzen, herum streichen. Sterzen gehen, in eben dieser Bedeutung. Wo sind die Musen selbst? Sie haben müssen sterzen,


Ihr Sitz ist umgekehrt,

Opitz.


Daher im Oberdeutschen ein Landsterzer oder Landstörzer, ein Landstreicher.

Anm. Im Nieders. steerten, Engl. to start. Nicht mit dem herrschenden Begriffe des vorigen Wortes in seiner engern Bedeutung, als wenn es eigentlich bedeutete, den Hintern im Fliehen kehren, sondern mit der allgemeinen Bedeutung der Bewegung, von welcher die Ausdehnung in die Länge eine gewöhnliche Figur ist. Die Endsylbe -zen, Nieders. -ten, verräth ein Intensivum, welches von einem veralteten steren gebildet worden, womit steuern und stören verwandt zu seyn scheinen.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 4. Leipzig 1801, S. 360.
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