Streben

[430] Strêben, verb. regul. neutr. mit dem Hülfsworte haben, alle Kräfte zu etwas anwenden, mit Anwendung aller Kräfte wirken, zunächst von den Kräften des Leibes, in weiterm Verstande aber auch, von andern. Überall wo Kraft strebt, wo Wirkung erscheinet, Herd. Der über die Alltäglichkeit hinweg stehende Schwung der Seele, Zimmerm. Besonders, einen Widerstand zu überwinden, wo es eigentlich so wie das verwandte sträuben, von lebendigen Geschöpfen gebraucht, sich mit Händen und Füßen widersetzen bedeutet. Strebet nicht wider den Strom, Sir. 4, 31. Als auch durch Anwendung der größten möglichen Kraft sich widersetzen, welches bey leblosen Körpern, zum Theil auch bey lebendigen, durch die schiefe Richtung geschiehet, von welcher Bedeutung noch das Wort Strebe üblich ist. Ingleichen einen Endzweck zu erreichen. Jeder strebte, zuerst ans Land zu kommen.


Du strebest glücklicher zu werden,

Und siehst, daß du vergebens strebst,

Gell. Lied.


Besonders mit dem Vorworte nach; nach etwas streben. Strebet nicht so nach dem Tode, Weish. 4, 12. Strebet nach den besten Gaben, 1 Cor. 12, 31. Strebet fleißig nach der Liebe, Kap. 14, 1. Nach Lob, nach Ehre, nach höhern Dingen, nach einem Amte streben. So auch das Streben. S. auch Bestreben, Nachstreben und Widerstreben.

Anm. In dem alten Fragmente auf Carln den Großen streven, im Nieders. streven, im Angels. straefan, im Schwed. sträfva, im Engl. to strive. Es ist ohne Zweifel eine Onomatopöie des Strebens selbst, und in so fern mit dem Latein. Intensivo strepere verwandt. Eine Art des Strebens ist im Niedersächs. striven, weite Schritte machen, mit weiten Schritten fortgehen, Angels. straefan, im Deutschen noch in einigen Fällen streifen. Auf ähnliche Art bedeutet das Niedersächsische striden, sowohl streiken, als schreiten, und unser???raben wurde ehedem auch für streben gebraucht. Do in mit Ritterschaft nyemand wider drabt, wiederstrebt, Horneck. Straff, Sträuben u.a.m. sind gleichfalls damit verwandt.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 4. Leipzig 1801, S. 430.
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