Stülpe, die

[474] Die Stülpe, in einigen Gegenden Stulpe, plur. die -n, von dem Zeitworte stülpen. 1. Ein Deckel, doch am häufigsten nur ein beweglicher, erhabener hohler Deckel, welcher auf einen Topf, Gefäß u.s.f. gestülpet wird, in welchem Verstande es im Niederdeutschen am üblichsten ist, dagegen man im Hochdeutschen einen solchen Deckel eine Stürze nennet. 2. Ein umgestülpter, das ist, umgeschlagener Theil eines Dinges, im Hochdeutschen nur in einigen Fällen. So wird der aufgeschlagene Rand eines Hutes, die Krämpe, in einigen Gegenden auch die Stülpe oder Hutstülpe genannt. Das steife Kniestück an einem Stiefel, welches gleichsam umgeschlagen ist, führet gleichfalls den Nahmen der Stülpe. An den Thürschlössern ist die Stülpe, oder wie es auch bey einigen lautet, der Stulp, die umgebogene Seite des Schloßbleches, durch welche der Riegel hinein und hinaus gehet. An den Gewehrschlössern hingegen ist es ein viereckiges vorspringendes Stück auf der innern Fläche des Schloßbleches, welches das Schloß in der gehörigen Entfernung von dem Holze hält; entweder auch, so fern es anfänglich ein bloßer umgeschlagener Theil war, oder auch von Stulp, so fern es von Stolle, Studel u.s.f. nur im Endlaute verschieden ist, und auch eine kleine Säule bedeuten kann. Im Wendischen ist Stolpa, ein Pfeiler, und Stolpien, eine Stufe, Fußstapfen.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 4. Leipzig 1801, S. 474.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika