Tapfer

[532] Tapfer, -er, -ste, adj. et adv. 1. Fertigkeit besitzend und zeigend, die Hindernisse nur zu mehrerer Anstrengung seiner Kräfte in Überwindung dagegen zu gebrauchen, und darin gegründet; welche Bedeutung unstreitig eine der ersten ist, welche noch häufig im gemeinen Leben gebraucht wird. Tapfer arbeiten. Du mußt tapfer zulaufen. Er kann tapfer gehen. Tapfer zechen. Tapfer aushalten. Halte dich tapfer! welches man in einem jeden Falle gebraucht, wo Anstrengung der Kräfte zu Überwindung der Hindernisse erfordert wird. Daher es in noch weiterm Verstande im gemeinen Leben auch noch häufig für sehr gebraucht wird. Jemanden tapfer ausprügeln. 2. In engerer und gewöhnlicherer Bedeutung ist tapfer, Fertigkeit besitzend und zeigend, alle Gefahr bloß zu mehrerer Anstrengung seiner Kräfte im Widerstande dagegen zu gebrauchen, und darin gegründet; im Gegensatze des feige. Ein tapferer Mann. Tapfer seyn. Besonders im Kriege und in Gefechten. Ein tapferer Soldat, ein tapferer Held. Sich tapfer wehren. Eine tapfere That. Sich tapfer halten. In dieser Bedeutung kommt es mit herzhaft in der engern Bedeutung überein, außer, daß es etwa einen höhern Grad bezeichnet, so wie es auch zuweilen für herzhaft in weiterm Verstande, von der pflichtmäßigen Mäßigung aller Furcht gebraucht wird, im Gegensatze des furchtsam. 3 * In weiterm Verstande bedeutete dieses Wort ehedem sehr häufig, den zu seiner Absicht gehörigen Grad körperlicher Stärke besitzend. Ein tapferes Pferd, ein braves. Ein tapferer Arbeiter, ein guter. Und in noch weiterm Verstande, von jedem vorzüglichen Grade der zu seiner Absicht nöthigen Eigenschaften. Ein tapferer Mann, ein nützlicher, brauchbarer. Eine tapfere Ursache, eine rechtschaffene, hinlänglich gegründete. Tapfere Früchte, reife, gute. Ingleichen für derb, fest, stark. Ein tapferes Gebäude, ein starkes, Bluntschli. Die Brüstlin sollen an den Jungfrauen klein sein und tapfer, Buch der Natur von 1483, d.i. derb. Welche Bedeutungen noch hin und wieder im Oberdeutschen gangbar, im Hochdeutschen aber veraltet sind.

Anm. In den gemeinen Ober- und Niederdeutschen Mundarten dapfer, dapper, im Engl. dapper, im Schwed. tapper. Bey unsern ältesten Oberdeutschen Schriftstellern kommt dieses Wort nicht vor, indem sie in dessen zweyten Bedeutung, degen, mannfest, mannhaft, fromm u.s.f. dafür gebrauchen. Wachter, Frisch und andere leiten es von dem Slavon. dobry, gut, her, ohne zu bedenken, daß diese Bedeutung, welche zu der angezeigten dritten gehöret, bloß eine Figur einer ältern eigentlichern ist, daher das Slavonische Wort wohl ein Seitenverwandter, keines Weges aber das Stammwort seyn kann. Da körperliche Stärke und deren Erweisung überall der herrschende Begriff in diesem Worte ist, so ist es mehr als wahrscheinlich, daß es ursprünglich eine Onomatopöie einer heftigen Leibesbewegung gewesen, und mit toben, dem provinz. tabben, tubben, schlagen, tappen u.s.f. verwandt ist, so fern auch diese den Laut heftiger Bewegungen nachahmen.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 4. Leipzig 1801, S. 532.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika