Trommel, die

[690] Die Trommel, plur. die -n, ein Werkzeug, auf welchem derjenige dumpfige und zitternde Laut hervor gebracht werden kann, welchen die Interjection trom ausdruckt, deren es dann verschiedene giebt. Die Maultrommel, ein kleines eisernes Werkzeug, deren elastische Zunge diesen Laut hervor bringet, S. dieses Wort. Die Pauke wird in manchen Gegenden noch die Kesseltrommel genannt, weil sie einem Kessel gleicht. In engerer und gewöhnlicherer Bedeutung ist es ein kriegerisches Werkzeug, welches aus einem hohlen Cylinder bestehet, dessen offene Enden mit einem scharf gespannten Pergament überzogen werden, worauf man mit Klöppeln schlägt, da es denn einen sehr starken und zugleich dumpfigen und zitternden Ton von sich gibt. Die Trommel schlagen oder rühren. Der Trommel oder dem Kalbsfelle folgen müssen, ein Soldat werden müssen.


Daß, weil er nicht gehorchen wollte,

Johann der Trommel folgen sollte,

Gell.


Sprichw. er bleibt bey seinen Worten, wie der Hase bey der Trommel, von einem Menschen, welcher bey der geringsten Veranlassung von seinen Worten und Versicherungen abweicht. In der Anatomie ist die Trommel eine Höhle des Ohres, welche mit einem dünnen trocknen Häutchen überzogen ist, und vermittelst des dazu gehörigen Hammers die Empfindung des Gehöres verursacht. In weiterer und theils figürlicher Bedeutung, werden verschiedene hohle cylinderförmige Behältnisse Trommeln genannt, zumahl, wenn sie in der Handthierung einen ähnlichen Laut von sich geben. In Niedersachsen heißt eine jede große blecherne Büchse eine Trommel. Eben daselbst führet diesen Nahmen auch diejenige blecherne Röhre, welche das Wasser von Dächern ableitet. In den Küchen ist die Trommel ein blechernes Gehäuse um den Braten, die Hitze[690] zusammen zu halten. Ein blecherner hohler Cylinder, den Kaffeh darin zu brennen, wird eben daselbst die Kaffehtrommel, bey einigen die Kaffehpauke genannt. Bey den Uhrmachern ist die Trommel ein kleiner horizontaler Cylinder, über welchen die Gewichtschnur auf und nieder gehet. Bey den Siebmachern ist es der hölzerne Cylinder, welcher das Sieb einschließt und auch der Lauf genannt wird. Nach einer noch weitern Figur, führt bey den Jägern sowohl der Garnsack, worin die Stahre des Nachts mit einem Lichte auf den Teichen gefangen werden, als auch derjenige leinene Sack mit einem Reifen auf dem Boden, worin die gefangenen Hühner nach Hause getragen werden, den Nahmen der Trommel.

Anm. In den gemeinen Mundarten Trummel. Die Endsylbe ist kein Zeichen einer Verkleinerung, wie viele glauben, sondern die Ableitungssylbe, welche ein Werkzeug, ein Subject bezeichnet. Die Trommel bedeutet ein Ding, welches den Laut trom oder trum hervor bringt. Andere Mundarten und Sprachen haben andere Endlaute, oder lassen sie gar weg, wie das Oberdeutsche Tromme, Trumme, das Nieders. Trumme, das Schwed. Trumma, welches Trommel und Trompete bedeutet, das Englische Drumm. Die Trommel ist das älteste musikalische Werkzeug, besonders für den Krieg, welches die Spanier bey der Entdeckung von Amerika so gar bey den dasigen Wilden antrafen; es ist aber auch von jeher von verschiedener Gestalt und Einrichtung gewesen, und da alsdann auch der Laut, welchen es hervor bringt, seine Abänderungen leidet, so hat es auch noch verschiedene andere Nahmen bekommen, welche doch alle den starken, dumpfigen und zitternden Laut ausdrucken. Dahin gehöret das alte Oberdeutsche Tamber. Mich froewet niht der Tamber noch diu Gige, Schenk Ulrich von Winterstetten. Wovon das Franz. Tambour, und das Italien. Tamburro abstammen. Das Griech. und Latein. Tympanum kommt damit genau überein. S. Tambur. Bey dem Horneck heißt die Trommel Sumpper, und noch in Einigen Oberdeutschen Gegenden Sumber; im Nieders. aber Bunge. Da die Trompete einen ähnlichen Laut von sich gibt, so hat sie auch einen ähnlichen Nahmen bekommen. Figürlich hat hernach dieses Wort dazu dienen müssen, in vielen Fällen den Begriff des hohlen Raumes, der Kürze und Dicke u.s.f. auszudrucken, weil solche Körper in der Behandlung einen ähnlichen dumpfigen Laut von sich geben. S. Trumm. In Ansehung des zitternden Lautes gehöret auch tremere mit zur Verwandtschaft, wo aber das helle e das Dumpfige ausschließt.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 4. Leipzig 1801, S. 690-691.
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