Tropf (2), der

[693] 2. Der Tropf, des -en, plur. die -en, eine mitleidige Benennung eines armen einfältigen Menschen, welcher sich in einer Verlegenheit weder zu rathen noch zu helfen weiß. Ein armer Tropf. Ein elender Tropf. Gleich weint er mit, der arme Tropf, Weiße.


Durch diese (Gottes Kraft) wirst du nun, elender Tropf, entgöttert,

Gryph.


Im Oberdeutschen ist auch das weibliche Geschlecht Tröpfinn üblich, welches aber im Hochdeutschen ungangbar ist; die faule Tröpfinn, Matthes.

[693] Anm. Die meisten Wortforscher sehen auch diese Bedeutung als eine Figur von Tropfen an, und Frisch erklärt es sehr seltsam und gezwungen von einem Menschen, der sich eher nicht rührt, als bis er nach der Schwere, wie ein Tropfen, abfällt. So künstlich pflegen die Erfinder der Sprachen das Vergleichungsmittel niemahls aufzusuchen. Da indessen der Begriff, welchen man mit diesem Worte verbindet, so ausgemacht noch nicht ist, so läßt sich auch die Abstammung nur muthmaßlich bestimmen. Ist es der Begriff der Faulheit, der Unbehülflichkeit, so kann es ein Intensivum von Traube seyn, so fern es überhaupt eine Masse bedeutet. Kloß, Klotz und andere ähnliche Wörter werden in ähnlichen Figuren gebraucht. Ist aber der Begriff eines leidenden, hülflosen, trübseligen Menschen, der herrschende, so scheinet es zu trüben in betrüben, zu dem alten Allemannischen thruwen, leiden, dulden, im Angels. throvian, wo auch Trowere, ein Märtyrer ist, zu gehören, von welchem es gleichfalls das Intensivum seyn würde. Im Böhmischen ist Traup, ein Narr, dropet aber, wenig.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 4. Leipzig 1801, S. 693-694.
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