Tscherper, der

[712] Der Tschêrper, des -s, plur. ut nom. sing. ein nur bey den Obersächsischen Bergleuten übliches Wort, ein großes Messer zu bezeichnen. Bey ihnen ist der Grubentscherper ein großes bergmännisches Messer, welches sie in der Grubentasche bey sich führen, das Gezimmer in der Grube damit zu bestechen, um zu sehen, ob es noch gut oder faul ist. Der harte den Deutschen ungewöhnliche Zischlaut tsch zeiget schon, daß dieses Wort in einer der Slavischen Mundarten zu Hause gehöret, da es denn vermuthlich ein Überrest der ehemahligen Wenden in Obersachsen ist. Im Pohlnischen ist Szärpacz zerstückeln, zerschneiden, im Russischen aber Serp, eine Sichel, wohin auch das Franz. Serpe und Griech. ἁρπη, eine Sichel, gehören. Das tsch, als ein einfacher Laut, ist den Deutschen eben so fremd, als der einfache Laut tz; denn wo sie vorkommen, da sind sie bloß durch zufällige Zusammenkunft der Stammsylbe[712] t und der Ableitungssylbe sen, zen oder schen entstanden; quet-schen, let-zen, set-zen u.s.f. Daher Popowitschens und anderer Vorschlag, ein eigenes Schriftzeichen für das tsch auch im Deutschen einzuführen, nicht nur unnöthig ist, indem wir diesen Laut, als einen einfachen Stammlaut, nicht haben, sondern auch nachtheilig, weil solches die Ableitung erschweren und verwirren würde. S. auch Tz.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 4. Leipzig 1801, S. 712-713.
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