Turnieren (2)

[725] 2. Turnieren, verb. regul. act. ein Turnier halten, im Turniere fechten; ein Wort, welches noch mehr veraltet ist, als das Hauptwort. Schon die ausländische Endung zeiget, daß dieses Wort zunächst aus einer fremden Sprache entlehnet ist, welche das Ital. und mittlere Lat. torneare ist. Die Turniere sind in Deutschland eine fremde Erfindung, obgleich viele sie aus übertriebenem Patriotismus für Deutschen Ursprungs halten. Indessen ist doch die Quelle dieses fremden Wortes im Deutschen zu finden. Die meisten leiten es von dem noch im Notker befindlichen turnen, lenken, wenden, Französ. tourner her, Angels. turnan, tyrnan, Engl. turn; als wenn die Turniere vornehmlich um deßwillen angestellet worden, die Ritter und ihre Pferde in geschickten Wendungen und Lenkungen zu üben. Im Nieders. ist tornen, im Laufe aufhalten; ein Pferd tornen, es aufhalten; sich tornen, figürlich, sich fassen, sich begreifen. Allein, es scheinet vielmehr, daß es von dem Schwed. torna, fechten, streiten, Ißländ. turna, abstammet, indem die Turniere wahre Gefechte, obgleich zur Lust und zur Übung waren. In dieser Bedeutung ist torna, eine Figur von dem vorigen turnieren, lärmen, weil Krieg und Gefechte ihren Nahmen in den meisten Sprachen von dem damit verbundenen Geräusch und Getöse haben.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 4. Leipzig 1801, S. 725.
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