Umkommen

[808] Umkommen, verb. irreg. neutr. (S. Kommen,) ich komme um, umgekommen, umzukommen. Es erfordert das Hülfswort seyn, und ist aus der R.A. um das Leben kommen zusammen gesetzt, sein Leben außer dem von der Natur gesetzten Ziele auf eine zufällige Art verliehren, es geschehe nun auf eine eigentlich gewaltsame Art oder nicht. Vor Kälte, vor Hunger umkommen. Der Kranke mußte aus Mangel der Pflege, auf eine elende Art umkommen. Im Feuer, im Wasser umkommen. In der Schlacht, vor dem Feinde umkommen, wo doch bleiben üblicher ist. Das biblische durchs Schwert umkommen, wird allenfalls noch in der höhern oder dichterischen Schreibart gebraucht. Zuweilen auch figürlich, von leblosen Dingen, ungebraucht verderben. Sammlet die übrigen Brocken, daß nichts umkomme, Joh. 6, 12. Nichts umkommen lassen. Allein die biblischen Bedeutungen, ihr Gedächtniß soll umkommen, Ps. 9, 7; der Gottlosen Erbgut wird umkommen, Sir. 41, 9, für vergehen, ausgerottet werden, sind veraltet. Ehedem bedeutete es auch zu Ende kommen, daß ist, zu Ende gehen, um seyn. Da das Jahr umkam, 2 Sam. 11, 1. Welche Bedeutung aber im Hochdeutschen ungewöhnlich ist, so wie die Niederdeutsche, wo es für umkehren, zurück kommen, gebraucht wird.

Anm. Wachter glaubte, daß das einfache Zeitwort kommen, ehedem auch vergehen, verderben, bedeutet habe; allein er bedachte nicht, daß diese Bedeutung bloß in dem Vorworte gegründet ist. Umkommen ist in der heutigen gangbaren Bedeutung entweder aus um das Leben kommen zusammen gezogen, oder auch nach[808] dem Latein. interire gebildet. Ulphilas gebraucht dafür fraquiman, die heutigen Schweden förkomma, und die Niederdeutschen verkamen.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 4. Leipzig 1801, S. 808-809.
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