Wenzel, der

[1492] Der Wênzel, des -s, plur. ut nom. sing. ein nur im gemeinen Leben Ober- und Niederdeutschlandes übliches Wort. 1. Als ein männlicher Taufnahme, da es denn aus Wenceslaus verkürzt, und so, wie andere auf ähnliche Art verstümmelte Nahmen, z.B. Hans, Franz, Toms u.s.f. nur im gemeinen Leben üblich ist. 2. In manchen Arten Deutscher Kartenspiele werden die vier Buben oder Untern Wenzel genannt. In einem solchen Spiele, welches daher Scherwenzel heißt, sind diese vier Buben die Hauptwenzel, die vier Neunen aber gemachte Wenzel. 3. Eine gewisse Classe von Vögeln, welche sich durch ihre gewölbte Brust von mancherley Farben auszeichnet, und wohin das Rothkehlchen, Blaukehlchen u.s.f. gehöret, werden Wenzel und Brustwenzel genannt, Sylvia Klein. der Buntwenzel, Sylvia versicolor Klein. und der rothe Wenzel mit schwarzer Haube, Sylvia rubra rostro longiori Klein. der grüne Wenzel u.s.f. sind Arten davon. 4. In den niedrigen Sprecharten wird der einheimische Land-Tobak im verächtlichen Verstande Lausewenzel genannt.

Anm. Es ist unwahrscheinlich, daß in allen diesen Bedeutungen der eigene Nahme Wenzel zum Grunde liegen sollte. Es scheinet vielmehr, daß es in der zweyten und den folgenden Bedeutungen ein eigenes Wort ist, welches vermittelst der Ableitungssylbe el von wenden und dessen veralteten Intensivo wendsen gebildet worden, so daß Wenzel ein bewegliches Ding bedeuten würde, welches sich leicht wenden und drehen, und zu allem gebrauchen läßt; welche Bedeutung das zusammen gesetzte Scherwenzel wirklich hat. S. dasselbe.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 4. Leipzig 1801, S. 1492.
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