Zierath, der

[1712] Der Zierath, des -es, plur. die -en, etwas, das zur Verschönerung eines Dinges von außen hinzu kommt. Zierathen an Säulen und Gesimsen, an Tischlerarbeit, an den Glocken, an einem Gebäude, u.s.f. Zierathen von Messing, von Gold, von Silber. u.s.f Ein Zimmer mit Zierathen überladen.

Anm. Zierath und Zierde sind eigentlich nur in der Würde unterschieden, indem Zierath mehr im gemeinen Leben, Zierde aber mehr in der edlern Sprechart, und den ihr eigenen Figuren oder Arten des Ausdruckes üblich ist. Der Grund des Unterschiedes lieget in der Endsylbe ath, welches die in den gemeinen Mundarten verunstaltete Ableitungssylbe heit oder de ist. Zierheit war ehedem für Zierde, bey dem Willeram Zieredo, sehr üblich. Wir haben diese alte verdorbene Ableitungssylbe noch in Heimath und Heurath; daher sich diejenigen irren, welche dieses Wort als eine Zusammensetzung von Zier und Rath ansehen, und es daher Zierrath schreiben. Freylich sollte es eigentlich weiblichen Geschlechtes seyn, weil ath eine abstracte Ableitungssylbe ist, auch Heurath und Heimath weiblich sind; und in einigen Oberdeutschen Gegenden ist es auch wirklich weiblichen Geschlechtes, die Zierath, plur. die -e. Allein, auch dieß gehöret mit zu den Abweichungen, welche durch die verunstaltete Ableitungssylbe veranlasset worden. Im Osnabrück. lautet das Wort Steraut.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 4. Leipzig 1801, S. 1712.
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