Die Caste

[242] Die Caste, eine gewisse Menschenclasse bei den Indianern. Es haben sich nehmlich die Indianer von jeher durch Abtheilungen oder Casten von einander abgesondert. Die Anzahl dieser Casten ist schwer zu bestimmen. [242] Nach den verschiedenen Gewerben und den daraus fließenden Unterschieden kann man wohl hundert Classen zählen. Nach den Hauptclassen theilt man dieses Volk in folgende vier: Braminen (s. diesen Art.). Krieger (Xetris, Zschettries), Kaufleute (Banianen, Bens, Bice) Handwerker und Bauern (Schuters, Suders.) Jede Caste lebt nach besondern Vorschriften und hat Vorzüge vor andern. Allein die alte Casteneintheilung, die wahrscheinlich nur in Hindostan vor seiner Civilisation und vor den Veränderungen, die Handel, Eroberer, Aufklärung und Luxus unter den Einwohnern machten, allgemein war, hat seitdem mannigfache Revolutionen erlitten, und keine Caste ist in dem ursprünglich ihr vorgeschriebenen Absonderungen geblieben; daher auch nach und nach die vielen Unterabtheilungen entstanden sind. Von den Braminen ist dieses schon bemerkt worden. Eben so gehören zu den Kriegern, aus denen, beiläufig gesagt, die meisten Indischen Rajahs entsprossen sind, mancherlei Handwerker. Die mittleren Classen nähern sich mehr oder weniger einander; allein der Unterschied zwischen den Braminen und Schuters, oder den obersten und den untersten Casten, vorzüglich aber zwischen den Braminen und dem Auswurf aller Casten, den Hallachoras, ist so groß, daß erstere die letztern nicht ohne die größte Verunreinigung berühren dürfen, daß ihnen nicht einmal erlaubt ist, die obern Casten anzusehen, und diese sie gar ungestraft umbringen können.

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Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 1. Amsterdam 1809, S. 242-243.
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