Denis Diderot

[347] Denis Diderot, ein sehr geistvoller und beliebter Schriftsteller der Franzosen, war ungefähr 1712 zu Langres in Champagne geboren, studirte zu Paris vermuthlich die Medicin, (denn sein Leben ist nicht genau bekannt) mußte aber, weil sein Vater, dem seine überwiegende Neigung zu den schönen Wissenschaften nicht gefiel, ihm alle Unterstützung versagte, sich durch Schriftstellerei erhalten. Auch wurde er bald einer der fruchtbarsten Schriftsteller seiner Nation, und seine Werke betreffen theils Medicin, theils philosophische und schöne Wissenschaften. Sein Styl ist voll von Anmuth und Witz, dabei äußert er Meinungen, die dem ungeübten Auge oft gefährlich scheinen, mit der größten Freimüthigkeit: doch find seine philosophischen Gedanken nicht selten dunkel und verworren; denn bei seinen über die meisten Fächer des menschlichen Wissens verbreiteten Kenntnissen fehlte es ihm zuweilen an Klarheit einzelner Ideen. Er gab zugleich mit dʼAlembert die berühmte Encyklopädie heraus; dieses ungeheure Werk (nach der ersten Ausgabe 17 Foliobände) liefert einen großen Schatz der nützlichsten Kenntnisse jeder Art, ist aber oft ein rohes Chaos. Wegen der hierin geäußerten freimüthigen Meinungen mußte Diderot lange Zeit in der Bastille schmachten, und verließ dann, weil die Französische Regierung jedem Aufklärer feind war, das Reich, hielt sich hauptsächlich zu Berlin auf, empfing viele Gnadenbezeigungen vom Russischen Hofe, und erhielt endlich die Erlaubniß, in sein Vaterland zurück zu kehren, wo er auch in Paris 1784 im 72. Jahre starb. Unter seinen frühern Geisteswerken zeichnen sich besonders die philosophischen Gedanken aus, welche zu Paris wegen Angriffen auf die Religion öffentlich verbrannt wurden. Auch als theatralischer und dramaturgischer Schriftsteller erwarb er sich großen Ruhm; und unter seinen Schauspielen behauptet besonders der Hausvater, den Lessing gegen die Vorwürfe der Französischen Critiker vertheidigt hat, einen entschiedenen Werth. Noch im vorigen Jahre entdeckte man eine treffliche Schrift von ihm, nehmlich die Versuche über die Mahlerei, wovon wir nächstens eine Uebersetzung zu erwarten haben.

Quelle:
Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 1. Amsterdam 1809, S. 347-348.
Lizenz:
Faksimiles:
347 | 348
Kategorien: