Andreas Doria

[359] Andreas Doria, ein Genueser, geboren zu Oneglia 1468, zeichnete sich schon als Jüngling als Seeheld in den Kriegen gegen die Seeräuber und Corsikaner aus, und wurde dann Admiral der Französischen Galeeren. Wegen einer Beleidigung von Französischer Seite ging er zu der Spanisch-Oesterreichischen Parteil über, und hinderte dadurch den ganzen Fortgang [359] des Französischen Waffenglücks in Italien. Allein das Schicksal hatte ihn nicht bloß zu einem großen Seehelden, sondern auch zum Befreier seines Vaterlands bestimmt. Genua hatte nehmlich seit 1339 zwar ein lebenslängliches Oberhaupt, Doge; allein die Verfassung war so schlecht, und der Parteikampf so heftig, daß der Staat oft genöthigt war, fremden Schutz zu suchen, der gewöhnlich in eine drückende Oberherrschaft ausartete. So war Genua bald unter Mailändischem, oder Oesterreichischem, bald unter Französischem Joche. Jetzt (1528) als letzterer Staat Genua besaß, überfiel Doria die Stadt, vertrieb die Franzosen ohne Schwertstreich, erhielt zur Belohnung den ehrenvollen Namen Vater und Befreier des Vaterlands, und verbesserte nun die Verfassung des frei gewordenen Staats. Bloß 28 adliche Familien bekamen Zutritt zu den höchsten Würden, und wurden alle Jahre gewählt. Das Directorium führten aber der Doge und dessen Räthe, welche beide alle Mahl nach zwei Jahren neu gewählt wurden. Jedoch half der große Mann durch diese Einrichtung den Bedrückungen und den Uebeln des Aristokratismus nur wenig ab, und viele seiner Stiftungen mußten durch ein Grundgesetz von 1576 abgeändert werden, auf welches sich die jetzige Verfassung gründet. Ungeachtet Doria die Würde eines Dogen auf Lebenszeit erhielt, so ging er doch wieder in Seedienste bei Carl V. stritt mit ausnehmendem Glück gegen die Türken und Corsaren, und starb endlich 1560 in einem Alter von fast 93 Jahren. So vortrefflich und edel auch der Charakter dieses unvergeßlichen Mannes war, und so sehr ihn die Genueser verehrten, so wenig konnte er doch den Neid vieler Großen von sich entfernen; ja es entstanden verschiedene Verschwörungen gegen ihn, unter denen die des Fiesco, Grafen von Lavagna (1547) die gefährlichste war, die er jedoch durch Klugheit und Strenge glücklich dämpfte.

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Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 1. Amsterdam 1809, S. 359-360.
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