[148] Gustav (II.) Adolph, König von Schweden, Sohn Carls IX. (welcher nach der Entsetzung Sigismunds die Schwedische Krone übernahm) und Enkel Gustav Wasaʼs, war 1594 zu Stockholm geboren. Dieser merkwürdige Mann, der größte König seines Jahrhunderts, war eben erst in das achtzehnte Jahr getreten, als er die Regierung antrat. Mit vorzüglichen Geistesgaben ausgerüstet, deren Bildung er nicht vernachläßigt hatte, und mit dem edelsten Herzen begabt, dessen einziger Flecken Jähzorn (ein Familienfehler) war, erkannte er bald in Axel Oxenstirna, dem [148] jüngsten unter den damahligen Reichsräthen, den großen Mann und vortrefflichen Rathgeber, in Verbindung mit welchem er nicht nur sein herabgesunkenes Reich durch den Frieden, den er ihm gab, durch die weisesten Einrichtungen im Innern desselben, und durch die vortreffliche Kriegsmacht, die er bildete, zur ersten Macht in Norden erhob, sondern auch außer demselben der Retter der Deutschen, politischen und religiösen, Freiheit, und zu gleicher Zeit der Lehrer einer neuern, verbesserten Kriegskunst ward. Er war von mittelmäßiger Größe, aber überaus dick, welches ihn jedoch nicht in seiner Thätigkeit hinderte; seine Physiognomie hatte große, sprechende, eben so majestätische als trauliche Züge. Als Gustav Adolph die Regierung antrat, befand sich Schweden in einer sehr mißlichen Lage; es war in Krieg mit Dänemark, Pohlen und Rußland verwickelt. Gustav fand es gerathen, sich den gefährlichsten seiner Feinde, Dänemark, durch einen Frieden (1612) vom Halse zu schaffen, in welchem er sich zwar zu einer Million Thaler verstand, übrigens aber die ehrenvollsten Bedingungen erhielt. Rußland zwang er nach einem vortheilhaften Feldzuge, in welchem er, wie er selbst gestand, durch Jacob de la Gardie seine militairischen Talente ausbildete, zu einem vortheilhaften Frieden. Pohlen, welches zwar auch nicht glücklich gegen ihn war, aber sich auf fremde, vorzüglich Oestreichische, Hülfe verließ, ging immer nur Waffenstillstände, und selbst nach der Eroberung von Liefland durch Gustav Adolph (1726) nur einen Stillstand von sechs Jahren, ein, den Gustav, theils weil er an sich vortheilhaft war, theils und vorzüglich deßhalb annahm, um auf Oestreich losgehen zu können, dessen Haupt jetzt Kaiser Ferdinand II. war (ein Fürst, welcher seine Macht sowohl in als außer Deutschland vergrößern wollte, dabei ein unversöhnlicher Feind der Protestanten, da hingegen Gustav ein eifriger Lutheraner war). Die Absichten des Kaisers, sich Meister von der Ostsee zu machen, und Schweden zur gelegenen Zeit anzugreifen, waren keinem Zweifel mehr unterworfen; überdieß hatte Gustav noch andre Beleidigungen von dem Kaiser erfahren. Zu gleicher Zeit befand sich in Deutschland die evangelische Religion, welcher, wie schon gesagt worden, Gustav mit wahrer [149] Frömmigkeit zugethan war, und mit ihr zugleich die Deutsche Freiheit in der größten Gefahr. Dieses alles bewog den großen König, nachdem er vorher den Neichsständen mit Thränen im Auge seine Tochter Christina, wenn er sein Vaterland nicht wieder sehen sollte, als Kronerbin vorgestellt und die Regierung mit Ausschließung seiner Gemahlin, die er übrigens zärtlich liebte, einem Ausschuß von regierenden Reichsräthen anvertraut hatte, im J. 1630 nach Deutschland aufzubrechen, und an den Deutschen Angelegenheiten denjenigen wichtigen Antheil zu nehmen, welcher in dem Artikel dreißigjähriger Krieg erzählt worden ist. Man hat es in den neuern Zeiten wahrscheinlich zu machen gesucht, daß er die geheime Absicht gehabt, sich auf den Römischen Kaiserthron zu heben; eine Muthmaßung, die, wenn sie auch gegründet sein sollte, dennoch bei reifer Ueberlegung nicht hinreichend sein würde, seine wahrhaft edeln Gesinnungen, die er unläugbar bei der Sache zeigte, verdächtig zu machen. – Er fiel den 6. Nov. 1632 gegen drei Uhr in der Schlacht bei Lützen auf eine nie kund gewordene Weise. Zwei Schüsse, in die Schulter und in den Rücken, hatten ihn vom Pferde geworfen, worauf er unter die Pferde des Feindes gerieth, so daß die Schweden Mühe hatten seinen Körper zu finden. Der Sage, Gustav sei durch die Hand eines Meuchelmörders, und zwar des Herzogs Franz Albert von Sachsen-Lauenburg, gefallen, widersprechen spätere Untersuchungen, nach welchen er durch feindliche Kugeln fiel, als er, nur leicht bekleidet, ein Cavallerie-Regiment anführte, und, ohne zu bemerken daß das Regiment zurück geblieben, über einen Graben gesetzt hatte. »Auf die Stelle, die sein Blut getrunken, wälzten Bauern weinend einen Stein.« Göcking. Dieser Stein soll seit einiger Zeit nicht mehr an seiner Stelle liegen.