[191] Herculanum, eine alte ansehnliche Italiänische Stadt unweit Neapel, welche gegen das Ende des ersten christlichen Jahrhunderts von einem Feuerstrom des Vesuvs bedeckt wurde, und lange vergessen blieb, bis zu Anfange des gegenwärtigen Jahrhunderts der kaiserliche General Prinz Emanuel Moritz von Elboeuf, welcher sich bei Portici (welche Stadt genau über Herculanum liegt) ein Landhaus gemiethet hatte, auf Veranlassung seines Secretairs nachgraben ließ. Man fand bald mehrere Statuen; die weitere Nachsuchung blieb aber zufälliger Ursachen wegen liegen, bis i. J. 1738 die Sache von neuen rege gemacht wurde, und der König, welcher auch davon sprechen hörte, eifrig aufgraben ließ, wo man denn merkwürdige Werke der Literatur und herrliche Kunstwerke der [191] Mahlerei, Bildhauer- und Baukunst entdeckte. Am eifrigsten wurde in den Jahren 1759 bis 1765 gegraben. So wie man aber diesen Schätzen gar nicht die gehörige Sorgfalt schenkte, indem man sie an dem höchst unsichern Orte Portici, welcher am Fuß des feuerspeienden Berges auf die Lava des Vesuvs über Herculanum gebaut ist, aufbewahrte; so war man auch zugleich weit entfernt, die Entdeckungen so gemeinnützig zu machen, als es wohl hätte geschehen sollen. Man gewährte nur mit vieler Schwierigkeit den Anblick dieser Seltenheiten; und als der große Winckelmann diese berühmten Ruinen besuchte, gab man auf alle seine Bewegungen Acht, und betrug sich so neidisch, daß er sich entfernte, ohne Beobachtungen zu machen. Mehrere Herculanische Alterthümer sind indeß auf königl. Kosten in Kupfer gestochen worden; zum größten Erstaunen aber findet man die Manuscripte im höchsten Grade vernachlässigt. Seit mehr denn zwanzig Jahren ist nur höchst schläfrig fortgegraben worden. Unter der gegenwärtigen Regierung haben diese Schätze ein günstiges Schicksal zu erwarten, und erfreuen sich bereits zum Theil desselben. S. Neapel.