[418] Lucretia, Gemahlin des Römers Collatinus, eines Vetters des Königs Tarquin. Ihr Gemahl schilderte eines Tages bei einem Gastmahle die Schönheit seiner Gattin mit so glänzenden Farben, daß Sextus, der ältere Sohn des Tarquin, sie zu sehen wünschte. Sextus sahe, daß ihr Collatinus nicht geschmeichelt hatte, und faßte eine heftige Leidenschaft zu ihr. Er schlich des Nachts, mit dem Schwerte in der Hand, in ihr Schlafzimmer, und Lucretia flammte seine Leidenschaft durch ihren Widerstand nur noch mehr an; er drohte, sie und den Sclaven, der ihn begleitete, zu ermorden, den letztern dann neben sie zu legen und vorzugeben, er habe beide zusammen gefunden und bestraft. Lucretia unterlag dieser Drohung; Sextus stillte seine Begierden, und verließ sie im tiefsten Schmerz verloren. Sie ließ ihren Vater, ihren Gemahl und ihre Vettern rufen, nahm ihnen das Versprechen, ihre Schmach zu rächen, ab, und stieß sich (im Jahr 509 v. C. G.) einen Dolch in die Brust. Der blutige Stahl war, wenn nicht die Hauptursache, doch das Signal zur Römischen Freiheit. S. den Artikel Lucius Junius Brutus.