Phädrus

[411] Phädrus, ein Römischer Sclav aus Thracien, den der Kaiser Augustus frei ließ; seine übrigen Lebensumstände sind nicht sehr bekannt. Er schrieb fünf Bücher Fabeln im Geschmack des Aesopus, die daher Aesopische Fabeln genannt werden, in Lateinischen Jamben; er ist darin sehr angenehm, lehrreich und oft beißend und unterhaltend. Wahrscheinlich sind diese die nehmlichen Fabeln, die wir noch jetzt unter seinem Namen haben. Einige Neuere, und zuletzt der berühmte Philolog Christ, haben dieselben jedoch für untergeschoben und für ein Werk des Nicolaus Perottus aus dem 15. Jahrhundert erklärt, weil ihrem Vorgeben nach nicht nur der Styl gar nicht mit dem Styl des goldnen Zeitalters der Lateinischen Sprache unter dem Augustus übereinkomme, sondern auch die Fabeln dieses Dichters vor dem Jahre 1596 nie herausgegeben [411] worden sind, und man kaum von ihrer Existenz wußte. Allein der erste Grund ist hinlänglich widerlegt worden, und der zweite scheint sehr wenig zu beweisen.

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Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 3. Amsterdam 1809, S. 411-412.
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