[190] Retuschiren, (von dem Französischen Retoucher) ist ein Ausdruck, dessen sich der Mahler in[190] einem verschiedenen Sinne bedient. Bald deutet er damit den Fleiß an, den die Hand des Lehrers auf die Verbesserung der Werke des Lehrlings wendet, bald auch die Sorgfalt, mit welcher der Meister dem Producte seines Genies Vollendung giebt. Zuweilen bezeichnet man auch dadurch das Aufputzen der Gemählde; eine Kunst, die schon manches wichtige, durch Alter schadhaft gewordene Stück der Vergessenheit wieder entrissen hat. Im Französischen bezeichnet Retoucher auch das Ueberarbeiten einer durch den Gebrauch stumpf gewordenen Platte. In unsrer Sprache drückt man dieses nicht durch Retuschiren, sondern durch das Wort Aufstechen aus. – In der Musik heißt Retuschiren, gewisse kleine Verzierungen (Manieren), welche zur Beförderung des feinern Geschmacks in der Ausführung dienen, bezeichnen. Es geschieht dieß mit kleinen Nötchen; und jene Verzierungen, wenn sie gleich bisweilen für Kleinigkeiten gehalten werden, tragen, dafern sie mit Geschmack und nicht zu häufig angebracht werden, zur Verschönerung eines Tonstücks sehr viel bei.