[67] Alessandro Scarlatti, geb. zu Neapel ungefähr 1658. Dieser Stolz der Kunst, wie ihn die Italiäner nennen, und, wie Hasse selbst sagt, der größte Meister in der Harmonie von ganz Italien, studirte den Contrapunkt bei Carissimi in Rom, stand nachher (1680) als Componist am Churbaierschen [67] Hofe, und führte die erste Italiänische Oper zu München mit großem Beifall auf. – Mehr scheint die Geschichte von seinen Lebensumständen nicht aufbewahrt zu haben, als daß er wahrscheinlich nachher nach Wien und endlich nach Rom sich gewendet hat, bis er endlich zum Ritter und ersten königlichen Kapellmeister zu Neapel gemacht wurde. So wenig wir nun auch von seinem Leben wissen, so sehr haben seine Verdienste, die er sich durch Mittheilung seines Unterrichts an junge Künstler, die seine Kenntnisse und Erfahrungen zu benutzen suchten, erworben hat, ihn für die Nachkommen unsterblich gemacht. Er hat nicht nur die berühmtesten Schüler – Hasse und Leonardo Leo stehen unter diesen oben an – gezogen, sondern auch für den Gesang und namentlich für die Oper das besondere Verdienst, mehr Annehmlichkeit, Melodie und vollere glänzende Begleitung in die Arien gebracht zu haben, so daß der Gang derselben lebhafter und geistvoller erschien als vorher, und der Unterschied zwischen Recitativ und eigentlichem Gesang dadurch merklicher ward. Er starb 1728 im 70sten Jahre zu Neapel. wo er selbst noch in seinen letzten Jahren seine Schüler unterrichtete und meisterhaft den Flügel spielte. Für die Kirche hat er sehr viel gesetzt, und man will allein zweihundert Missen von ihm zählen. – Sein Sohn, Dominico Scarlatti (geb. 1683), war als ein großer Clavierist seiner Zeit bekannt, so wie auch endlich der Enkel, Giuseppe Scarlatti (geb. ungefähr 1718 zu Wien, wo er auch 1776 gestorben), ebenfalls als Clavierspieler und als Compositeur den berühmten Namen dieser Familie fortgepflanzt hat.