[135] Die Schreibmahlerei (die Mahlerei mit der Feder); sie dankt ihren Ursprung den Schreibmeistern oder Schönschreibern. Zur Zeit der Erfindung der Buchdruckerkunst war besonders in Nürnberg eine Klasse derselben, die man Modisten nannte; diese suchten nicht bloß schön zu schreiben, sondern auch ihre Schrift durch allerlei Verzierungen und Sonderbarkeiten zu heben. Zuerst erfanden sie die Kleinschreiberei; sie schrieben nehmlich mit so kleinen Buchstaben, daß man solche kaum ohne Vergrößerungsglas lesen [135] konnte. Der Gebrauch derselben erhielt sich im 17ten und zu Anfange des 18ten Jahrhunderts; und man findet noch in öffentlichen Bibliotheken und Bildercabinetten ganze Bildnisse mit Einfassungen, die aus ganz kleiner Schrift bestehen, welche die Geschichte der abgebildeten Person oder eine Lobschrift derselben enthält. Da diese Arbeit mit vieler Mühe verbunden war; so wählten sich die Schönschreiber einen freiern Spielraum und fertigten zu Auszierung ihrer Schriften, besonders zu Anfang und am Ende derselben, mit der Feder ganze Landschaften u. dergl. Der bessere Geschmack hat jedoch sowohl die Kleinschreiberei als auch die eigentliche Schreibmahlerei in Vergessenheit gebracht.