Tarent (Taranto)

[58] Tarent (Taranto), eine in dem Alterthum sehr berühmte Stadt in Neapel, und zwar in der Provinz Otrauto, auf einer kleinen Insel gelegen. Ihr Alter führt man bis in die Trojanischen Zeiten hinauf, und für ihren Erbauer wird Taras, ein Sohn Neptuns, angegeben: andere aber führen die Cretenser oder auch die Heracliden dafür an. Anfangs hatte man die aristokratische, in der Folge die demokratische Regierung, unter welcher ihre Kriegsmacht, ihre Flotten und Reichthümer als sehr groß von den Alten gerühmt werden. Daher war auch der berühmte Tarentinische Krieg, welchen diese Republik mit den Römern im J. d. Welt 3669 anfing, für die letztern wichtig genug, zumahl da ihnen der Tarentinische Bundesgenosse, der König Pyrrhus, mit seinen Elephanten viel zu schaffen machte. Indessen war der Ausgang dieses zehnjährigen Kriegs dennoch für die Römer vortheilhaft; denn Pyrrhus mußte am Ende aus Italien wieder abziehen, und die Tarentiner unterwarfen sich der Römischen Oberherrschaft. Weichlichkeit und Ausschweifungen brachten Tarent nach und nach in Verfall; im zweiten Punischen Kriege wurde sie dem Hannibal zur Beute, dem sie aber die Römer [58] wieder entrissen und endlich (im J. Roms 631) zu einer Römischen Colonie machten. – Die Stadt hatte ehedem einen sehr schönen Hafen von großem Umfange, der aber jetzt durch die großen eingesenkten Steine verstopft ist; auch prangte sie mit einem herrlichen Schauplatze und einer kolossalen Bildsäule Jupiters. Gegenwärtig ist Tarent, das auch den Titel eines Fürstenthums führt, der Sitz eines Erzbisthums (das schon vor 978 hier errichtet worden), und die Metropolitankirche zeichnet sich vorzüglich aus. Die bekannten Taranteln (s. dies. Art.) haben von dieser Stadt den Namen, die übrigens auch ganz vorzügliche Austern und Muscheln, auch ein sehr gutes Oehl liefert.

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Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 6. Amsterdam 1809, S. 58-59.
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