Publius Terentius Afer

[93] Publius Terentius Afer, war ein bekannter Römischer Comödienschreiber aus dem 2ten Jahrh vor Christi Gehurt. Von geringen Aeltern zu Carthago geboren – daher auch sein Beiname Afer – kam er noch ganz jung nach Rom als Sclave des Senators Terentius Lucanus. Da dieser seine Fähigkeiten bemerkte, so ließ er ihn gut erziehen, in den freien Künsten unterrichten, und sprach ihn auch bald frei. So fing er nun an, Comödien zu schreiben – seine Andria soll er schon im 18ten Jahre gemacht haben – und erwarb sich dadurch bald die Achtung und Freundschaft der angesehensten Männer, eines Lälius, Scipio etc. Jetzt besitzen wir noch sechs Lustspiele von ihm, die wegen der Feinheit und Eleganz der Sprache von [93] den Freunden der Römischen Literatur häufig gelesen werden. Wenn Terenz auch nicht ganz die comische Stärke des Plautus besaß; so übertraf er ihn doch weit an der Rundung des Ausdrucks, an Feinheit des Witzes, an einer tiefern Menschenkenntniß und Charakterzeichnung. Terenz lernte dadurch, daß er mit den angesehensten Römern seiner Zeit in vertrauter Bekanntschaft stand, die Sitten der höhern Stände genau kennen. Auf einer Reise nach Griechenland litt er Schiffbruch, und verlor dabei eine große Anzahl seiner Lustspiele (man setzt ihre Anzahl auf 108); welches um so mehr zu bedauern ist, da die Griechischen Originale des Menander, aus dem er sie copirt und übersetzt hatte, auch verloren gegangen sind. Aus Gram über diesen Verlust soll er auch bald nachher in Arcadien, ungefähr 150 Jahr vor Chr. Geb. gestorben sein. – Wie sehr man seine wenigen übriggebliebenen Comödien geschätzt hat, das kann man aus den vielfachen Uebersetzungen beurtheilen, welche davon in allen Sprachen gemacht worden sind. Ja, man hat neuerlich selbst mit der Darstellung derselben (z. B. der Andria, der Brüder etc. vom Hrn. von Einsiedel musterhaft bearbeitet) glückliche Versuche auf unserm Deutschen, und zwar zuerst auf dem in allem Schönen vorangehenden Weimarschen Theater gemacht, auch sich dabei der bei den Alten gebräuchlichen Masken mit sehr gelungenem Erfolg bedient.

Quelle:
Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 6. Amsterdam 1809, S. 93-94.
Lizenz:
Faksimiles:
93 | 94
Kategorien: