[442] Xantippe, die Gattin des Socrates – ein Name, der, wenigstens nach der gemeinen Vorstellung, kein Prädicat weiblicher Sanftmuth und Gelassenheit ist. Viel, sehr viel ist dieser freilich wohl sehr mürrischen und zänkischen Dame, welche selbst durch die Geduld und Sanftmuth eines Socrates nicht einmahl gemildert werden konnte, nachgesagt worden (s. den Art. Socrates); indessen ist es wohl möglich, daß viel von dieser üblen Nachrede übertrieben worden, um dadurch vielleicht noch mehr den echt philosophischen Charakter ihres Gatten hervorzuheben. Dieser, sagt man, kannte schon ihren bösen Humor, ehe er sie zur Gattin nahm; und als Xenophon ihn fragte, warum er sie dennoch geheirathet hätte, antwortete er: »Weil sie meine Geduld übt, und weil ich, sobald ich sie ertragen gelernt habe, alles andere zu ertragen im Stande bin.«