Zeuxis

[472] Zeuxis, aus Heraclea in Groß-Griechenland, blühte ungefähr um das Jahr 418 vor Chr. Geb. als ausgezeichneter Mahler. Seine Gemählde wurden so theuer bezahlt, daß er, weil er sich großen Reichthum durch sie erworben hatte, zuletzt keine mehr verkaufte, sondern verschenkte, weil er behauptete: sie könnten mit keinem Preise bezahlt werden. Seine Gemählde waren idealisch. Die berühmtesten sind: eine Helene, die er für die Agrigentiner mahlte, und zu deren Modell die fünf schönsten Jungfrauen der Stadt sich ausbat; eine Penelope; ein Fechter; ein Jupiter auf dem Throne, und um ihn die Götter; ein Hercules, wie er als Kind die Schlange erdrückt etc. Der allgemeine Beifall machte ihn so eitel, daß er in einem Purpurmantel, worauf sein Name gestickt war, bei den Olympischen Spielen erschien. Doch hatte er an dem Parrhasius einen überlegenen Nebenbuhler, von dem er auch in einem Wettstreite der Kunst übertroffen wurde. Zeuxis hatte nehmlich Weintrauben, und zwar so täuschend gemahlt, daß Vögel auf sie zuflogen; Parrhasius aber einen Vorhang so natürlich, daß Zeuxis ihn für einen wirklichen hielt, hinter dem das Gemählde verborgen sei, und von seinem Gegner verlangte, daß er ihn wegziehen solle. – Zeuxis brachte die Kenntniß und die Behandlung der Farben, so wie das Helldunkel zu einem hohen Grade von Vollkommenheit, soll aber die Extremitäten der Körper und die Leidenschaften nicht ganz richtig dargestellt haben. – Sein Todt, erzählt man, erfolgte eben als Wirkung seiner großen Kunst. Er hatte nehmlich eine [472] alte Hecuba mit einer so lächerlichen Miene gemahlt, daß einst, als er vor dieses Gemählde trat, er in solch ein heftiges Lachen ausbrach, daß er darüber den Geist aufgeben mußte.

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Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 6. Amsterdam 1809, S. 472-473.
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