Die Andamanen

[45] Die Andamanen: so heißen die Bewohner von denjenigen Inseln, welche eine Fortsetzung des Archipelagus ausmachen, am bengalischen Meerbusen in Ostindien. Die nördlichste von diesen Inseln ist Großandaman (ungefähr 140 Meilen lang und 20 breit). Die Bewohner selbst, deren Anzahl überhaupt mehr nicht als 2000 bis 2500 angegeben wird, halten sich in kleinen, zerstreuten Horden, längs der Küste hin, auf, ohne jemals tief ins Land hinein zu dringen, und beschäftigen sich einzig damit, die Felsen hinauf zu klimmen, oder längs der See nach Fischen umher zu irren. Ihre Hütten bestehen aus 4 oben zusammenlaufenden Pfählen, die mit Zweigen durchflochten sind, und an der Seite ein Loch haben, wodurch ein Mensch hineinkriechen kann. Ueberhaupt aber werden die Andamanen als die rohesten, wildesten – Menschenfresser geschildert, und man findet es um so auffallender, da die Nikobaren, ihre nächsten Nachbarn, von sehr guter, harmloser Gemüthsart sein sollen. Sie verehren übrigens die Sonne als das höchste Wesen, gehen nackt, sind von ganz dunkelschwarzer Haut und mit Bogen, Speer und Schild bewaffnet; verzehren Eidechsen, Ratzen, Schlangen, und stehen überhaupt auf der niedrigsten Stufe der Bildung. – Die Dänen besetzten anfangs diese Insel von Nikobar aus; allein wegen der ungesunden [45] Luft zogen sie sich 1771 wie der hinweg; eben so wollten auch 1791 die Engländer eine Niederlassung hier gründen, zogen sich aber ebenfalls wieder zurück.

Quelle:
Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 7. Amsterdam 1809, S. 45-46.
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