[96] Bautzen (böhm. Budissin), die Hauptstadt im Marggrafthum Oberlausitz, an der Spree, welche unten im Thal vorbeifließt, in einer etwas bergigen Gegend gelegen, eine ziemlich große, volkreiche (man rechnet die Einwohner auf 9000 Seelen) und nahrhafte Stadt. Sie ist der Sitz des Landvoigts und Landhauptmanns, des Oberamts und des Hofgerichts des budissinischen Kreises. Es ist hier ein katholisches Stift, und die Hauptkirche gehört halb [96] den Katholischen, halb den Evangelischen. – Die Stadt selbst, mit einem festen Schlosse, Ortenburg, ist mit sehenswürdigen Gebäuden, z. B. dem Rathhause, Gymnasium, den beiden Landhäusern der Stände, dem Waisen und Zuchthaus, nicht minder guten Wasserkünsten und Spaziergängen versehen. Der Haupthandel und das Hauptgewerbe ist die dasige Leinwand, welche, besonders die zu Seegeltüchern, nach Holland, Spanien, Portugal u. s. w. vertrieben wird, und man rechnet den jährlichen Betrag der Ausfuhr über einige 100,000 Thaler. Auch der Bautzner Strumpfhandel ist, wenn er gleich vormals noch weit stärker ging, dennoch auch jetzt noch, so wie die Tuch- und Hutmanufaktur daselbst, nicht minder die Papierfabriken, sehr beträchtlich. Uebrigens ist die ganze Gegend umher wendisch, so wie denn auch zu Bautzen eine wendische Buchhandlung und für die ganze wendische Nation eine wendische Buchdruckerei – die einzige in Deutschland – befindlich ist. Die Landtage der Lausitz werden hier ordentlich gehalten.