Michael Denis

[266] Michael Denis, dieser ehrwürdige Barde an der Donau, war den 27. Sept. 1729 zu Schärding in Bayern geboren. Nachdem er seit seinem zehnten Jahre auf dem Gymnasium zu Passau studirt hatte, trat er endlich 1747 in den Jesuiterorden. In diesem zeichnete er sich in verschiedenen östreichischen Provinzen als Lehrer der Jugend sehr aus, und wurde 1759 an das Theresianum zu Wien als Professor berufen. Hier war es, wo er, nachdem er schon die Poesien eines Gellert, Klopstock, Haller, Uz öffentlich empfohlen hatte, nun auch selbst die neueren Wienerischen Dichter bildete, und den Geist der alten Barden weckte. Durch seine metrische Uebersetzung der Gesänge Ossians machte er zuerst ganz Deutschland darauf aufmerksam. Seine Lieder erschienen [266] in mehreren Sammlungen (1768 u. 69, dann 1773 u. 74.). Doch nicht blos als Dichter, sondern auch als Literator und Bibliograph verdient er ausgezeichnet zu werden, und er wurde auch zum ersten Custos der kaiserlichen Bibliothek im Jahr 1791 erhoben – zweiter Custos war er schon seit 1784 gewesen –. In diesem Posten starb er denn auch zu Wien im Jahr 1800. Biedrer, ächt deutscher Sinn, ungeschminkte Religiosität waren Grundzüge seines Charakters. Am besten lernt man ihn aus seinen 1794 erschienenen Zurückerinnerungen kennen. Sein Grabmal befindet sich zu Hütteldorf, unweit Wien.

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Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 7. Amsterdam 1809, S. 266-267.
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