[309] Konrad Ekhof: dieser für die Geschichte des deutschen Theaters so merkwürdige Künstler (geboren 1720 zu Hamburg) hatte, als Sohn eines Stadtsoldaten und nachherigen Lichtputzers beim Schönemannischen Theater, freilich wohl keinen Anspruch auf den Ruf, der ihm in der Folge zu Theil werden sollte. Als Postschreiber bei dem schwedischen Postkommissair zu Hamburg, in dessen Dienste er sich durch Fleiß und Ordnung auszeichnete, fand er die Zumuthung, auf der Kutsche der Frau Postkommissairin als Laquai aufzutreten, zu erniedrigend, als daß er nicht sogleich den Dienst verlassen sollte; er kam nach Schwerin zu einem Advokaten, der zugleich erklärter Freund der Musen war, eine ansehnliche Bibliothek, vorzüglich theatralischer Schriften, besaß, und durch diese in Ekhof, der sie nun fleißig las, Geschmack an dieser Lectüre und bald auch den Gedanken erweckte, Schauspieler zu werden. Er wurde mit Schönemann bekannt, und trat 1740 zu dessen Gesellschaft. Durch Nachdenken und Fleiß bildete Ekhof seine natürlichen Talente noch mehr aus, und ohne Muster, die ihm zum Vorbilde hätten dienen können, mußte er alles durch und aus sich selbst werden. Er war der erste, welcher, der Natur ganz getreu, das wirkliche Leben darstellte. Die meisten Schauspieler damaliger Zeit hatten noch vieles von der ehemaligen Steifheit und Uebertriebenheit im Spiele beibehalten: Ekhof [309] traf zuerst das richtige Maaß der Nachahmung auf der Bühne; jeden darzustellenden Charakter faßte er mit allen Eigenheiten und Nüancen auf, und gab ihn denn auch so wieder Im Tragischen wie im Komischen gleich stark – das letztere besonders in den Goldonischen und Molierischen Stücken – wußte er seine körperlichen Fehler (z. B. den seiner hohen Schultern, seines nicht vortheilhaften Baues, seiner dicken hervorstehenden Knöchel), ja selbst den Mangel an einem treuen Gedächtnisse so zu verdecken, daß das Publikum nie etwas davon gewahr ward. Ungemeine Kenntniß des menschlichen Herzens und der Sitten in jedem Stande; Feuer und Richtigkeit in seiner Declamation; passende Action und treffendes Gebehrdenspiel, eine kräftige, volle, beugsame Stimme – alles das vereinigte sich, Eckhof zu einem der ersten dramatischen Künstler zu erheben. Lange Zeit genoß er daher auch die Achtung in den angesehensten Städten Deutschlands, namentlich in Hamburg, ward zuletzt Schauspieldirector in Gotha, und starb hier am 16. Juni 1778, bewundert als Künstler, geschätzt als treflicher nachdrücklicher Redner, als Dichter, als kritischer Kenner der deutschen Sprache, geliebt und geachtet als Mensch, als gesitteter, ordnungsliebender, ja selbst als religiöser Mann.