Horus

[463] Horus (Mythol.) war eine egyptische Gottheit, ein Sohn der Isis (s. dies. Art.). Typhon hatte dessen Vater Osiris getödtet und ließ nun auch den Sohn allenthalben aufsuchen, indessen die Mutter, [463] Isis, ihn der Latona anvertraut hatte, welche ihn auf einer Insel verbarg. Dennoch wurde er von den Titanen getodtet und in den Fluß geworfen; allein seine Mutter fand ihn, gab ihm das Leben wieder und machte ihn zugleich unsterblich; auch unterrichtete sie ihn zugleich in der Arzneikunst und der Kunst zu weissagen. Um seines Vaters Tod zu rächen, welcher selbst aus der Unterwelt heraufkam und ihm die Kriegskunst deshalb lehrte, warb er in der Folge Truppen, bekriegte den Typhon, und bekam ihn auch wirklich gefangen, worauf er ihn in Ketten seiner Mutter zuschickte. Diese aber schenkte ihm die Freiheit wieder, worüber Horus so ergrimmte, daß er ihr den königlichen Schmuck vom Halse riß. Typhon fuhr fort, den Horus zu bekriegen, und gab ihn sogar für einen unrechtmäßigen Sohn des Osiris aus; allein Horus wurde gerechtfertiget, er überwand ihn in mehreren Schlachten, wo Typhon zuletzt auch wahrscheinlich umkam – Horus, welcher auch gewöhnlich der Isis auf dem Schoße sitzend und an der Brust saugend dargestellt wird, bezeichnet als Hieroglyphe die Zeit vom längsten Tage bis zum Herbstäquinoctium, wo Egypten vom Nil überschwemmt wird.

Uebrigens wird auch ein Horus als ein alter Schriftsteller der Egypter angeführt, der noch vor Homer über die Hieroglyphen geschrieben haben soll.

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Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 7. Amsterdam 1809, S. 463-464.
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