[36] *Maximilian I. (geb. 1459) einer der edelsten verdienstvollsten deutschen Kaiser, Schöpfer der bessern politischen Verfassung und zugleich des innern Wohlstandes unsers Vaterlandes, kam in den unglücklichsten Zeiten zur Regierung: denn durch seinen Vater, den schwachen unbeständigen Kaiser Friedrich V. (oder III., wie andre zählen) hatte Deutschland ungemein gelitten. Schon als Kronprinz (1477) brachte er durch eine aus Staatsklugheit unternommene Vermählung mit Marien, Tochter und einzigen Erbin des allgemein gefürchteten Herzogs Carls des Kühnen von Burgund, die weitläuftigen Besitzungen desselben an das Haus Oestreich, und würde sie insgesammt behauptet haben, hätte nicht die schlechte Unterstützung, die er von seinem Vater erhielt, es dem herrschfuchtigen Ludwig XI., König von Frankreich, möglich gemacht, ihm Artois, Flandern und das Herzogthum Burgund zu entreißen. Er bestieg 1493 selbst den Thron, und obgleich ihn Europa als unternehmend, staatsklug, edel, uneigennützig und persönlich tapfer verehrte und fürchtete; so erblicken wir doch auch in ihm einen unentschlossenen, verschwenderischen und voreiligen [36] Fürsten, der oft durch unzeitige Hitze und Mangel an Beharrlichkeit die besten Plane verdarb, und durch schlechte Verwaltung der Finanzen, die einen beständigen Geldmangel nach sich zogen, nicht selten auf einmal alle Früchte seiner großen Thaten verlor. Seine Regierungsgeschichte liefert eine ununterbrochene Reihe von sehr ruhmlichen, aber nicht immer glücklichen Kriegen. Zwar gelang es ihm, die 1493 eingefallenenen Türken zurückzuschlagen, und sie sein ganzes Leben hindurch von seinen Erblanden abzuhalten; aber er konnte es nicht hindern, daß sich die Schweiz, nach einem 1498 und 99 sehr unglücklich geführten blutigen Kriege, vom deutschen Reiche ganz losriß. Sein Plan, Ludwigs XII., Königs von Frankreich, große Macht in Italien einzuschränken, und zugleich ihn zur Aufgebung seiner Ansprüche auf Mailand mit den Waffen in der Hand zu zwingen, veranlaßte unaufhörliche Kriege, welche die besten Kräfte des Reichs erschöpften, die Staatskassen ausleerten, und ihm demohngeachtet den Besitz von Mailand nicht sicherten. Eben so sehr verunglückte sein großes Bündniß zu Dämpfung des gefährlichen Uebermuths der Republik Venedig, 1508 zu Cambray mit Spanien, Frankreich, Mantua, Modena, und dem Papste wider dieselbe gestiftet. Beinahe wäre es um die Existenz der Republik geschehen gewesen: aber Uneinigkeit entzweite die Alliirten, es kam zu Separatfrieden, Maximilian zog endlich selbst gegen Frankreich zu Felde, und trat sogar, um Geld zu erlangen, dem aufs neue triumphirenden Venedig Verona gegen 200,000 Dukaten ab. – Weit ruhmvoller sind seine Thaten im Innern des deutschen Reichs, das seit Jahrhunderten ein Schauplatz der wüthendsten Fehden, der schrecklichsten Barbarei und der zerstörendsten Anarchie gewesen war. (s. d. Art. Fehde) – Was seit mehr als 300 Jahren vergebens versucht worden, das vollbrachte sein großer Geist allein, trotz der verheerenden und unabläßigen Kriege von außen, trotz des hartnäckigsten Widerstands der unruhigen Großen, in dem kurzen Zeitraum von 1493 bis 1519, in welchem Jahre er zu Wels in Oestreich starb. Schon 1495 machte er auf dem unvergeßlichen Reichstage zu Worms durch den ewigen Landfrieden, wo allen Befehdungen [37] ein Ziel gesetzt wurde, den innern Unruhen und Blutscenen größtentheils ein Ende, und übte gegen die Befehder die strengste Gerechtigkeit aus. Um der Ungewißheit und Mangelhaftigkeit der deutschen Rechte, und den entsetzlichen Justizmißbräuchen abzuhelfen, nahm er auf eben diesem Reichstage das römische und canonische Recht als subsidiarische Entscheidungsquellen auf – eine Einrichtung, die wenigstens für die damaligen Zeiten von dem entschiedensten Werth war, – und stiftete das Reichscammergericht, (s. d. Art. Th. I. S. 213.) als höchsten und feststehenden Gerichtshof. Auch schaffte er die ungeheuern Mißbräuche der westphälischen Gerichte ab, ob gleich er die Aufhebung dieser Gerichte selbst nicht zu Stande bringen konnte – Auch die Stiftung der deutschen Kreise, wodurch er den Frieden und die Sicherheit im Innern zu befördern suchte, rührt von ihm her. Anfangs, (1500) stiftete er sechs: den Bayerschen, Fränkischen, Schwäbischen, Oberrheinischen, Westphälischen, und Niedersächsischen Kreis: (der Oestreichische, Burgundische, Churrheinische und Obersächsische kamen erst 1512 hinzu). Ferner führte er zuerst stehende Truppen, unter dem Namen Lanzknechte ein, verbesserte das grobe Geschütz, machte vortreffliche Polizeigesetze, bildete die Verfassung der Reichstage mehr aus, demüthigte den gefährlichen Uebermuth der Großen, führte Posten und andre gemeinnützige Einrichtungen ein, und that allein eben so viel für Deutschlands Glück, vielleicht noch mehr, als alle seine Vorgänger zusammen genommen.
Noch ist ein andrer Fürst desselben Namens,