[509] Das wüthende Heer, oder, wie es die Alten nannten, Wütis Heer, ist, nach der Mährchen-Welt, ein Haufe Nacht-Gespenster, welche, besonders im Thüringischen und Mansfeldischen, zu gewissen Zeiten im Felde und Walde unter großem Geschrei und Hundegebelle umher ziehen sollten, indem sie einen alten Mann mit weißem Stabe (den treuen Eckard genannt) an ihrer Spitze hätten; viele wollten Gestalten auf seltsamen Pferden sitzend, mit feurigen Augen etc. dabei gesehen haben. Dieses Heer-Gespenst, dessen Benennung man von dem alten Nordischen Gotte Wodan (s. d. Art.) hergeleitet hat, und das besonders zwischen Gotha und Eisenach, dann auch im Erzgebirgischen Kreise und im Harzwalde seine nächtlichen Promenaden vornehmen sollte, ist ohne Zweifel die Ausgeburt furchtsamer, zaghafter Menschen gewesen, die, durch ganz natürliche Erscheinungen erschreckt, jene seltsamen Dinge zusammengesetzt haben: indessen hat man ehedem mit solch einer Gewißheit an diese Spukereien geglaubt, und dabei erzählt, daß ein ehemaliger Edelmann, der außerordentlicher Jagdliebhaber, aber dabei ein großer Tyrann seiner Unterthanen gewesen, nach seinem Tode nun als Poltergeist mit mehreren seiner Cumpanen, die ein ähnliches Schicksal gehabt, umherziehe, daß das Mährchen sehr lange als Volkssage unter dem gemeinen Mann, und namentlich auch unter den Jägern gegolten hat.
Adelung-1793: Heer, das · Heer
Brockhaus-1837: Wüthende Heer · Heer
Brockhaus-1911: Heer [4] · Wildes Heer · Wütendes Heer · Heer [3] · Heer · Heer der Seligmacher · Heer [2]
DamenConvLex-1834: Wüthendes Heer · Wildes Heer
Meyers-1905: Stehendes Heer · Wildes Heer · Wütendes Heer · Heer- und Wehrordnung · Einstellung ins Heer · Heer [1] · Heer [2]
Pierer-1857: Wildes Heer · Wüthendes Heer · Heer · Stehendes Heer