Physiologie

[406] Physiologīe (grch.), ursprünglich s.v.w. Physik, Naturlehre, gegenwärtig die Wissenschaft von den regelmäßigen Verrichtungen der organischen Körper, zerfällt in die Pflanzen- oder Phyto-P., die Lehre von den Verrichtungen der lebenden Pflanze und ihrer einzelnen Teile, und in die Tier- oder Zoo-P., die Lehre von den normalen Funktionen des tierischen und menschlichen Körpers. Die allgemeine P. beschäftigt sich mit den allen lebenden Wesen eigentümlichen Erscheinungen, die spezielle P. mit den vegetativen Funktionen des Tierkörpers, die dieser mit der Pflanze gemein hat (Ernährung, Atmung, Fortpflanzung), und den animalischen Verrichtungen, die nur dem Tiere zukommen (Muskeltätigkeit, tierische Wärme, Sinnesempfindungen, psychische Tätigkeiten), die vergleichende P. mit den Lebenserscheinungen des gesamten Tierreichs. Den Übergang von der P. zur Psychologie bildet die Psychophysik (s.d.). – Die Geschichte der P. beginnt mit der Entdeckung des Blutkreislaufs durch Harvey (1619). Im 19. Jahrh. wurde sie durch Joh. Müller und seine Schüler außerordentlich gefördert, indem festgestellt wurde, daß auch für das organische Leben nur chem. und physik. Vorgänge in Betracht kommen. – Lehr- und Handbücher von Ludwig (2. Aufl. 1858-61), Verworn (4. Aufl. 1903), Hermann (13. Aufl. 1905), Landois (11. Aufl. 1905), Tigerstedt (3. Aufl., 2 Bde., 1905), Munk (7. Aufl. 1905), von Bunge (2. Aufl., 2 Bde., 1905), Nagel (4 Bde., 1905 fg.), Schenk und Gürber (4. Aufl. 1906); der Pflanzen-P. von Sachs (»Handbuch«, 1865; »Vorlesungen«, 2. Aufl. 1887), Pfeffer (2. Aufl., 2 Bde., 1897-1904).

Quelle:
Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 2. Leipzig 1911., S. 406.
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