[606] (Soweit ihr Wert 10 Mill. Frs. erreichte.)
Die Wehrpflicht (1872 allgemein eingeführt) beginnt mit dem 21. Lebensjahre und dauert (seit 1905) 2 Jahre im stehenden Heere, 11 Jahre in der Reserve (2 Übungen von je 4 Wochen), 6 Jahre in der Territorialarmee (eine zweiwöchige Übung) und 6 Jahre in deren Reserve. Eine bestimmte Anzahl Wehrpflichtiger wird jährlich nach ein- oder (falls sie nicht lesen und schreiben können) zweijähriger Dienstzeit ausgelost. Weniger als 3 Jahre dem stehenden Heere Angehörige und Untaugliche zahlen 6. Frs. Wehrsteuer und einen Zuschlag von verschiedener Höhe. Die Kolonialarmee rekrutiert sich aus Freiwilligen und Eingeborenen. 1903 wurden 132.400 Rekruten eingestellt. Die Armee ist in die Gouv. Paris und Lyon, in 20 Armeekorps und 8 Kavalleriedivisionen gegliedert. Die Armeekorps haben zwei, das 6. und 7. drei, das 19. (Algerien) vier Infanteriedivisionen; außerdem besteht in Tunis eine Besatzungsdivision mit 13 Bataillonen, 10 Eskadrons und 6 fahrenden Batterien. Dazu kommt das im Mutterlande garnisonierende Kolonialkorps mit 3 Infanteriedivisionen. Jede Infanteriedivision hat 2 Infanterie- und je 1 Kavallerie- und Artilleriebrigade; jede Kavalleriedivision 4-6 Regimenter, jede Brigade 2 Regimenter zu 3-4 Bataillonen. Im ganzen 1905: 145 Subdivisionsregimenter mit, 18 Regionalregimenter ohne eigenen Ergänzungsbezirk, 18 Jäger-, 12 Alpenjägerbataillone, 4 Zuaven-, 4 alger. Tirailleur-(Turko-)Regimenter, 5 Bataillone leichter afrik. Infanterie, 2 Fremdenregimenter, zusammen 684 Bataillone mit 2760 Kompagnien und 16 Depotkompagnien sowie 36 Kolonialbataillone mit 144 Kompagnien; 13 Kürassier-, 31 Dragoner-, 21 Chaffeur-, 14 Husaren-, 6 Chasseurs d'Afrique-, 4 Spahisregimenter, je 2 Eskadrons Senegal- und Saharaspahis, zusammen 89 Regimenter mit 449 Eskadrons, 40 Feldartillerieregimenter mit 430 fahrenden, 52 reitenden und 14 Gebirgsbatterien, 12 fahrenden Batterien in Afrika, 8 fahrende, 6 Gebirgsbatterien des Kolonialkorps, zusammen 522 Batterien; 18 Bataillone (112 Batterien) Fußartillerie und 18 Batterien Kolonialartillerie, 7 Regimenter mit 26 Bataillonen (101 Kompagnien) Genie-, 20 Eskadrons und 12 Kompagnien in Afrika Traintruppen. Außerdem 4 Disziplinar-, 5 Saharaoasen-, 8 Remontereiter-, 10 Artilleriearbeiter-, 3 Feuerwerkerkompagnien, Verwaltungstruppen etc. Gesamtfriedensstärke (mit höhern Stäben und Militärschulen) nach dem Etat: 22.252 Offiziere, Ärzte etc., 515.600 Mann, 122.577 Pferde sowie 1853 Offiziere, 25.724 Mann und 1588 Pferde der Kolonialarmee, insgesamt etwa 575.000 Köpfe. Im Kriege sind die Feldtruppen in Armeekorps und Kavalleriedivisionen gegliedert. Die Reservetruppen (10 Jahrgänge) dienen zur Ergänzung der Feldtruppen und zur Aufstellung der (145) Reserveinfanterieregimenter, die in Reservedivisionen formiert, welche wieder zu Gruppen zusammengefaßt werden. Aus je 6 Jahrgängen der Territorialarmee und der Reserve der Territorialarmee werden aufgestellt: 145 Territorialregimenter, 10 Zuavenbataillone, 36 Eskadrons leichte Kavallerie, bei jedem aktiven Feldartillerieregiment und Fußartilleriebataillon in der Regel 1 Abteilung, 20 Genie- und eine Anzahl Eisenbahnbataillone. Dazu gehören die militärisch organisierten Zoll- und Forstbeamten. Die Kriegsstärke der eigentlichen Feldarmee wird auf 1,6 bis 2, der Wehrfähigen überhaupt auf 4,7 Mill. Mann berechnet. Bewaffnung. Die Fußtruppen führen das 8 mm-Lebelgewehr M 86.93 mit Magazin (8 Patronen) im Schaft, Kavallerie und Artillerie den Lebelkarabiner M 92; die Feldartillerie das 7,5 cm-Schnellfeuergeschütz M 97 mit Rohrrücklauf und Schutzschilden, die schwere Artillerie, soweit sie bespannt ist, die kurze 12 cm-Kanone und die 15,5 cm-Haubitze, die Gebirgsartillerie 8 cm-Geschütze alter Art. Bei ihr und bei der schweren Artillerie stehen wesentliche Änderungen bevor. Einige Kavallerieregimenter tragen Lanzen außer dem Säbel und Karabiner. Befestigungssystem. Nord- und Ostgrenze. 1. Linie, belg. Grenze: Fortfestungen Lille und Maubeuge an den Haupteinbruchslinien der Lys und Sambre, eine Anzahl kleiner Sperrfesten; deutsche Grenze: Sperrfortlinie an der Maas mit zwei starken Flügelstützpunkten Verdun und Toul, Fortlinie an der obern Mosel mit den Stützpunkten Epinal und Belfort, zwischen beiden und zwischen Verdun und der Grenzfestung Longwy breite Offensivlücken, südlich anschließend Gruppenbefestigungen Montbéliard und Lomont; schweizer Grenze: Sperrforts; ital. Grenze: Paß- und Talsperren mit Waffenplatz Briançon und Nizza-Aution. 2. Linie, im Norden: Gruppe Laon-La Fère-Reims, im Zentrum Langres-Dijon-Besançon, im Süden Lyon-Grenoble. Hauptreduit Paris. Span. Grenze: Zitadellen von Perpignan und Bayonne, Paßsperren. Küstenbefestigungen: Am Kanal Gruppe Dünkirchen-Calais-Bergues-Gravelines, Kriegshäfen Le Havre, Cherbourg; am Atlant. Ozean Kriegshäfen Brest, Lorient, Rochefort; am Mittelmeer Kriegshafen Toulon neben andern zahlreichen Befestigungen; auf Korsika Bastia, Ajaccio, Bonifacio, Porto-Vecchio; an der afrik. Nordküste: Kriegshäfen Algier, Biserta neben Tunis, Bône und Mers-el-Kêbir. Die Marine zählt 1905: 38 Linienschiffe von 5900 bis 14.870 t, 1 Küstenpanzerschiff, 6 Panzerkanonenboote, 24 Panzerkreuzer von 4800 bis 14.300 t, 39 Geschützte, 2 Ungeschützte Keuzer, 27 Kanonenboote, 45 Torpedobootszerstörer und 31 im Bau, 40 Hochseetorpedoboote, 138 Torpedoboote erster Klasse, 95 im Bau, 41 Untersee-, 26 Tauchboote u. a. Das Personal umfaßt 1904: 1559 See-, 344 Sanitätsoffiziere, 337 Ingenieure, 340 Zahlmeister, 25 Geistliche, 258 Kadetten, 47.600 Mannschaften, insgesamt rund 50.500 Köpfe.[606]
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