Individualpsychologie

[504] Individualpsychologie bedeutet: 1) die allgemeine Psychologie des Individuums, die Psychologie des Allgemeinen an jedem Individuum, des Typischen in jedem Individuum, also die gewöhnliche Psychologie im Unterschiede von der Völkerpsychologie (s. d.). So bei WUNDT, der unter Individualpsychologie die Untersuchungen versteht, »deren Gegenstand die psychischen Vorgänge des individuellen menschlichen Bewußtseins sind, insofern diese eine typische,[504] für das normale Bewußtsein allgemeingültige Bedeutung besitzen« (Log. II 22, 168); 2) die Charakterologie ((s. d.); bei J. ST. MILL, RIBOT, BAHNSEN u. a.), die Psychologie der Individualität (des Individuellen) als solcher. So bei GALTON (Inquir. into hum. facult.), E. KRAEPELIN (Psychol. Arbeit. I, 1895), DILTHEY, BINET und HENRI. »Differentialpsychologie«, »Psychologie der individuellen Differenzen« nennt sie L. W. STERN. »Differential-psychologisch« ist »diejenige Betrachtungsweise, welche nicht die in allen Individuen gleichen Gesetzmäßigkeiten des seelischen Geschehens, sondern gerade die Variationsformen, in denen seelische Functionen bei verschiedenen Individuen auftreten können, zum Gegenstande hat« (Zeitschr. f. Psychol. 22. Bd., S. 13; vgl. Üb. Psychol. d. indiv. Differenz. 1900 u. Beiträge zur Psychol. d. Aussage 1903). Vgl. Psychologie.

Quelle:
Eisler, Rudolf: Wörterbuch der philosophischen Begriffe, Band 1. Berlin 1904, S. 504-505.
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