Kosmopolitismus

[565] Kosmopolitismus (kosmos, politês): Weltbürgertum, der Standpunkt, von dem aus die ganze bewohnte Erde als Heimat, alle Menschen als Mitbürger, Brüder betrachtet werden, im Gegensatze oder auch als Ergänzung zum Nationalismus. Den kosmopolitischen Standpunkt vertreten im Altertum zuerst die Cyniker. ANTISTHENES erklärt, ton sophon ou kata tous keimenous nomous politeuesthai, alla kata tou aretês (Diog. L. VI, 11); tô sophô xenon ouden oud' aporon (l.c. VI, 12); (Diogenês) erôtêtheis pothen eiê, kosmopolitês, ephê (l.c. VI, 63). Die Notwendigkeit des Zusammenhaltens aller Menschen, die allgemeine Menschenliebe betonen die Stoiker (vgl. SENECA, Ep. 95). So auch das Christentum. – KANT schätzt die Idee des Kosmopolitismus als »regulatives Princip«, dessen Vollendung »nur durch fortschreitende Organisation der Erdbürger in und zu der Gattung als einem System, das kosmopolitisch verbunden ist, erwartet werden kann« (Anthropol. II E).

Quelle:
Eisler, Rudolf: Wörterbuch der philosophischen Begriffe, Band 1. Berlin 1904, S. 565.
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