Teil

[485] Teil ist ein Relationsbegriff, der sein Correlat im Begriff des Ganzen (s. d.) hat und der Niederschlag eines (realen oder idealen) Teilungsprocesses, einer Zerlegung, Analyse ist. »Teil« ist das durch die Analyse (s. d.) jeweilig aus einer Einheit Herausgehobene, was als solches unselbständig ist, mit anderen erst eine Einheit als Ganzes ausmacht.

ARISTOTELES bestimmt: meros legetai hena men tropon eis ho diairetheiê an to poson hopôsoun ... allon de tropon ta katametrounta tôn toioutôn monon ... eti eis ha to eidos diairetheiê an aneu tou posou (Met. V 25, 1023 b 12 squ.). – Nach dem Nominalisten (s. d.) ROSCELLINUS gibt es Teile nicht absolut, unabhängig vom Denken, sondern erst und nur in Beziehung auf dieses. DUNS SCOTUS unterscheidet »partes integrales« und »partes subiectivae«. während die ersteren erst zusammen ein Ganzes ausmachen, ist von den letzteren jedes wieder ein Ganzes (Sent. II, 3, 4). – DESCARTES bemerkt: »Je prends pour une seule partie... tout ce qui est joint ensemble, et qui n'est point en action pour se separer« (Le monde, Oeuvr. IV, p. 228). Nach SPINOZA sind (echt nominalistisch) Teil und Ganzes keine realen Wesenheiten, sondern Gedankendinge (De deo I, 2). Nach LEIBNIZ ist Teil ein Gebilde, das in einem andern enthalten und ihm zugleich homogen ist (Initia rerum mathem. metaphys. Math. WW. VII, 17 ff.). CHR. WOLF definiert: »Multa, quae simul sumta idem sunt cum uno, dicuntur partes« (Ontolog. § 341). – CHR. KRAUSE erklärt: »Die Teile sind im Ganzen, nicht außer dem Ganzen: sie sind in ihrer Grenze zwar vom Ganzen als Ganzen und unter sich abgeteilt oder wesengeteilt, nicht aber von Ganzen, noch voneinander abgetrennt und losgerissen. das Ganze ist in sie innerlich geteilt, nicht zertrennt. Die Teile sind selbst das Ganze und dem Ganzen wesentlich. sie ergänzen es nur, sofern es seine inneren Teile ist und in sich hat: das Ganze aber ist nicht nur seine Teile, sondern auch als das über seinen Teilen, worinnen sie sind. es ist über und vor seinen Teilen, den Teilen entgegengesetzt, insofern mehr und höher, als alle seine Teile zusammengenommen« (Urb. d. Menschh.3, S. 326). – Nach HUSSERL ist Teil »alles, was 'in' einem Gegenstande ist«, »alles, was der Gegenstand im realen Sinne 'hat'« (Log. Unt. II, 224 f. vgl. S. 269). »Selbständige Inhalte« sind da vorhanden, »wo die Elemente eines Vorstellungscomplexes (Inhaltscomplexes) ihrer Natur nach getrennt vorgestellt werden können« (l. c. S. 226. vgl. STUMPF, Psychol. Urspr. d. Raumvorst. S. 109). UPHUES unterscheidet in Bezug auf getrennte Vorstellbarkeit und Existenz physische, metaphysische, logische Teile (Psychol. d. Erk. I, 89. vgl. SCHUPPE, Log. S. 121, 130, 150. SIGWART, Log. I2, 38, 41. II2, 62, 247 ff.). Vgl. Teilbarkeit.

Quelle:
Eisler, Rudolf: Wörterbuch der philosophischen Begriffe, Band 2. Berlin 1904, S. 485.
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