Prodikos aus Keos

[571] Prodikos aus Keos, älterer Zeitgenosse des Sokrates, ein durch seine (zum Teil prunkvollen) moralischen Vorträge und durch seine Unterscheidung von Synonymen bekannter Sophist, als dessen Schüler sich Sokrates nennt. In einer Schrift: Hôrai (Die Horen), welche Xenophon nachgebildet hat, erzählt P. die Sage von Herkules am Scheidewege, der sich hier für den harten, aber zur Unsterblichkeit führenden Weg der Tugend entschließt. Die Religion führt er auf das Gefühl der Dankbarkeit zurück, auf Verehrung von nützlichen Naturgebilden (Sonne, Brot, Erde, Wasser usw.). Den Tod soll B. für etwas nicht zu Fürchtendes erklärt haben; für die Lebenden ist er nicht da, aber auch nicht für die Toten, die nichts empfinden.

Vgl. DIELS, Fragmente der Vorsokratiker II. – WELCKER, P., Rhein. Museum I, 1833. – M. HEINZE, Über P., Sächsische Gesellschaft der Wissensch., 1884. – JOËL, Der echte und der xenophontische Sokrates II, 1.

Quelle:
Eisler, Rudolf: Philosophen-Lexikon. Berlin 1912, S. 571-572.
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