Schellwien, Robert

[634] Schellwien, Robert, geb. 1821 in Danzig. gest. 1900 in Quedlinburg.

Sch. lehrt einen, von Fichte und Schopenhauer beeinflußten, voluntaristischen Idealismus und ist ein Gegner des Darwinismus. Das Wissen ist nach Sch. »absolutes, schlechthin auf sich und in sich beruhendes Leben«. Der Quellpunkt des Wissens, die Ichheit, ist die Ursache alles Gewußten. Das menschliche Wissen ist zuerst unbewußtes Einzelwesen, zugleich aber hat es das Vermögen, dies Unbewußtsein zu verneinen. Der Wille ist die »der Natur urschöpferisch voranstehende Lebensgrundmacht«, das »Vermögen, allen mannigfaltigen Inhalt des Bewußtseins in sich aufzuheben und der absoluten Selbstbestimmung zu unterwerfen«. Allen Dingen ist die schöpferische Urkraft, der »Allwille«, in beschränkter Weise immanent. Der Mensch ist[634] Einzelwesen und Allkraft zugleich; in seinem Erkennen verhält er sich nachschöpferisch. Der Erkenntniswille ist der Grund der Erfahrung, der unbewußte Erbauer der Erfahrungswelt; er ist eine Offenbarung des Allwissens im Menschen, in dem er sich wie in den anderen Wesen selbst verwirklicht.

SCHRIFTEN: Sein und Bewußtsein, 1863. – M. Stirner u. Fr. Nietzsche, 1892. – Der Geist d. neueren Philosophie, 1895-96. – Der Darwinismus, 1896. – Nietzsche u. seine Weltanschauung, 1897. – Der Wille, die Lebensgrundmacht, 1898. – Philosophie und Leben, 1898. – Wille u. Erkenntnis, 1899, u. a.

Quelle:
Eisler, Rudolf: Philosophen-Lexikon. Berlin 1912, S. 634-635.
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