[775] Unold, Johannes, geb. 1860 in Memmingen, Lehrer an der städt. Handelsschule in München. Mitherausgeber der Zeitschrift »Der Monismus«.
U. vertritt einen kritischen, psycho-physischen Monismus und einen ethischen Evolutionismus. Für den kritischen Monismus besteht die Einheit der Welt darin, daß die Ursachen und Gesetze der Natur universale Geltung haben, also auch für die Lebewesen, und daß das höhere Sein kontinuierlich aus dem niederen sich entwickelt hat, ohne daß aber das Psychische ein Produkt[775] der Materie ist. Vielmehr ist es im Anorganischen, in dem es einst auch lebendig war, jetzt mechanisiert und nur in den Organismen aktuell. Die Welt ist »Selbsttat«, als stufenmäßige Produktion immanenter geistiger Kräfte, mit einer von außen und innen bedingten Evolution. Die geistige, soziale, ethische Kultur ist eine aktive, bewußte Weitergestaltung des von der Natur Angelegten nach bestimmten Lebensgesetzen immanent-teleologischer Art. Gut ist, was zur Erhaltung und körperlich-geistigen Vervollkommnung der Individuen, der Gesellschaft, der Nation, der Menschheit unmittelbar oder mittelbar beiträgt. Neben der Humanitätsidee betont U. auch den Nationalitätsgedanken. Der (hedonistische) Eudämonismus ist (als schwächend) abzulehnen. Es kommt nicht auf das Glück, sondern auf die »größte Tüchtigkeit oder Leistungsfähigkeit der größten Zahl« an.
Schriften: Grundlegung für eine moderne Lebensanschauung, 1896. – Aufgaben und Ziele des Menschenlebens, 1899; 3. A. 1909. – Die höchsten Kulturaufgaben des modernen Staates, 1902. – Organische und soziale Lebensgesetze, 1906. – Monismus u. Klerikalismus, 1907. – Der Monismus und seine Ideale, 1908. – Monismus und Menschenleben, 1911, u.a.