Zenon aus Elea

[851] Zenon aus Elea, wirkte als Staatsmann und Philosoph in Elea (um 460 v. Chr.), wo er bei einem Aufstande gegen den Tyrannen von Elea gestorben sein soll.

Z., den Aristoteles den »Erfinder der Dialektik« nennt, sucht die Lehren des Parmenides von der Einheit und Beharrlichkeit, Unveränderlichkeit des Seienden indirekt, durch Aufzeigung der in der gegenteiligen Annahme liegenden Widersprüche, zu erhärten. Es kann keine Vielheit geben, denn das Viele müßte zugleich unendlich groß und unendlich klein (weil aus unendlich vielen unendlich kleinen Teilen bestehend), begrenzt und zugleich unbegrenzt sein. Auch der Raum kann nichts Wirkliches sein; ist alles Seiende in einem Raum, dann muß auch der Raum in einem Raum sein und dies führt wieder ins Unendliche. Vor allem aber bekämpft Z. die Realität der Bewegung. Die Bewegung ist unmöglich, denn das Bewegte bewegt sich weder da, wo es gerade ist, noch da, wo es nicht (noch und schon nicht) ist (to kinoumenon [851] out' en hô esti topô kineitai syt' en hô mê esti Diog. L. IX, 72). Vier Argumente (logoi) bringt Z. vor: Bewegung kann nicht stattfinden 1. wegen der unendlichen Zahl von Zwischenorten, die das Bewegte durchlaufen müßte; 2. Achilleus kann die Schildkröte nicht einholen, weil diese ihren Ort schon verlassen hat, wenn er diesen erreicht hat; 3. der fliegende Pfeil ruht, denn er ist in jedem Moment nur an einem Orte; 4. der halbe Zeitabschnitt ist gleich dem ganzen, denn der nämliche Punkt durchläuft (je nach der Messung an einem Ruhenden oder an einem Bewegten) einen gleichen Weg einmal im halben, dann im ganzen Zeitabschnitt (»Stadion«; Aristot. Phys. VI, 9). Daß die Stetigkeit der Zeit und Bewegung von Z. verkannt wird, bemerkt schon Aristoteles (vgl. Bayle, Spinoza, Leibniz, Hegel, Mill, Dühring, Ueberweg, Kühnemann, Bergson u. a.).

Schriften: Grammata (nicht erhalten). Fragmente bei DIELS, Fragmente der Vorsokrat. I. – Vgl. E. WELLMANN, Z.s Beweise gegen die Bewegung, 1870. – DUNAN, Zenonis Eleatici argumenta, 1884. – PETRONIEVICS, Arch. f. Gesch. d. Philos. XX, 1906.

Quelle:
Eisler, Rudolf: Philosophen-Lexikon. Berlin 1912, S. 851-852.
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