Innere Kämpfe in Köln


Innere Kämpfe in Köln.

[388] Dasselbe ergibt sich aus den Erzählungen über die inneren Kämpfe der Bürger. Unter dem Nachfolger Konrads, dem Erzbischof Engelbert II. von Falkenburg, emporten sich einmal die Zünfte, von dem Bischof aufgehetzt, gegen die Herrschaft der Geschlechter. Sie rotteten sich zusammen und wollten die Wohnungen der Edlen erstürmen; es kam zu heftigen Gefechten in den Straßen, in denen die Patrizier die Oberhand behielten und ein großes Blutbad, namentlich unter den Webern, anrichteten. Trotz der Einigkeit der Kölner Straßen kämpften die Ritter zu Pferde, und Hagen erzählte immer wieder, wie sie ihre Rosse anspornten und die Ketten, mit denen die Zünftler die Straßen sperren wollten, sprengten. Da die Zahl der Ritter und ihrer Anhänger doch nur gering gewesen sein kann, so muß die persönlich-kriegerische Überlegenheit über die Menge der Bürger umso größer gewesen sein.

Ganz ähnlich ist der Charakter eines Gefechts, das einige Jahre später in den Straßen der Stadt stattfand, in Anlaß eines Streites der beiden vornehmen Familien der Overstolzen und der Weisen. Im Anschluß an diesen Streit machten die Weisen, die geschlagen und aus der Stadt vertrieben waren, einen Anschlag, die Stadt zu überrumpeln; ein armer Schuhflicker, der seine[388] Wohnung unter einem der Stadtmauerbögen hatte, ließ sich durch ein Stück Geld bestimmen, unter den Mauern ein Loch zu graben, so groß, daß ein Reiter hindurch konnte. Der Herzog Walram von Limburg, der Graf von Cleve und der Herr von Falkenburg versprachen, in der Nacht vom 14. Oktober 1268 durch dieses Loch mit 500 Mann in die Stadt einzudringen. Der Herzog führte den Plan auch wirklich aus, kam durch den unterirdischen Gang in die Stadt, öffnete das nächste Tor und drang nun mit seiner ganzen Kriegsschar ein. Die Overstolzen aber waren rechtzeitig gewarnt, die Gemeinde nahm für sie Partei, und in heftigem Gefecht, in dem mehrere von den Geschlechtern fielen, warfen sie die Eingedrungenen wieder hinaus oder nahmen sie gefangen.


Quelle:
Hans Delbrück: Geschichte der Kriegskunst im Rahmen der politischen Geschichte. Berlin 1923, Teil 3, S. 388-389.
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