Daphne

[870] DAPHNE, es, Gr. Δάφνη, ης, ( Tab. III.) des Peneus, Hygin. Fab. 203. oder, nach andern, des Ladons und der Erde, Tzetz. ad Lycophr. v. 6. und, nach den dritten, des Amikles Tochter, hatte ihr einiges Vergnügen an der Jagd, und war daher der Diana sehr angenehm. Indessen verliebte sich Leucippus, des Oenomaus Prinz, in sie, und weil er anders keine Gelegenheit hatte, an sie zu kommen, so verkleidete er sich in ein Frauenvolk. Sie sah ihn auch für dergleichen in der That an, und sie machten gar bald gute Bekanntschaft mit einander. Weil aber Apollo ein Auge auf sie hatte und daher auf den Leucippus eifersüchtig wurde, so gab er der Daphne in den Sinn, sich mit ihren übrigen Gespielinnen einmal in einem gewissen Brunnen zu baden. Leucippus sollte dergleichen mit thun, wurde aber mit seiner verstellten Heimlichkeit verrathen, und dafür von den übrigen Jungfern mit ihren Pfeilen todt geschossen. Pausan. in Arcad. p. 486. Allein, als nachher Apollo ihr zu Leibe gehen wollte, so floh sie vor ihm; und, da sie ihm nicht mehr entlaufen konnte, so bat sie den Jupiter, sie wegzunehmen, der sie denn auch in einen Lorbeerbaum verwandelte. Diodor. Elaites & Phylarchus ap. Parthen. Erot. c. 15. Diesen bedeutete schon ihr Namen, von δαιω ich brenne, und φωνη die Stimme, weil der Lorbeer im Feuer knistert. Eustath. ap. Gyrald. depoetar. hist. II. p. 120. Einige wol len, daß sie die Erde auf ihr Ansuchen, Hygin. l. c. andere aber ihr Vater in besagten Baum verwandelte: Ovid. Metam. I. v. 545. eben da Apollo [870] sie umarmete, wie es auf einem geschnittenen Steine vorgestellet wird. Beg. Spic. Antiq. p. 66. Wenigstens soll Apollo sodann noch einen Zweig von ihr abgebrochen und auf seinen Kopf geleget haben, daher denn auch solcher Baum ihm insonderheit gewidmet worden. Ovid. l. c. v. 557. Die Einwohner zu Antiochien in Syrien behaupteten, Daphne sey aus ihrem Lande gebürtig gewesen, und wollten noch in ihrer Vorstadt den Lorbeerbaum zeigen, in welchen sie wäre verwandelt worden. Philostr. de vita Apoll. L. I. c. 12. Sozom. hist. eccl. L. V. c. 19. Die Gelegenheit zu der Fabel soll gewesen seyn, daß Apollo die Art den Lorbeer zu pflanzen erfunden, Euseb. ap. Muncker. ad Hygin. Fab. 203. oder auch dergleichen sehr viel an dem Peneus gewachsen, daher sie denn für dessen Tochter ausgegeben wird. Farnab. ad Ovid. Metam. I. v. 452. Weil nun etwan einer, der wegen seiner Liebe zu den schönen Wissenschaften Apollo genannt worden, dieselbe geliebt, und sie bey diesem Flusse verschwunden, so kann die Dichtung leicht davon entstanden seyn. Ban. Erl. der Götterl. III B. 396 S. Auf einer alten geschnittenen Gemme sitzt Apollo auf einem Steine, und hält die in der Verwandlung begriffene Daphne vor sich umfangen. Maffei gemme ant. P. II. tav. XLIV. p. 94. Man findet auch noch ein ähnliches Denkmaal davon, nur mit dem Unterschiede, daß der Kopf des Apollo hier mit Stralen umgeben ist. Nat. Com. Myth. p. 185. Eine vortreffliche neuere Bildsäule von dieser Verwandlung, wo beyde noch im vollen Laufe sind, und sie eben vorgeht, da Apollo Daphnen erreichet, findet sich in dem borghesischen Garten. Sie wird von allen Kennern wegen des Ausdruckes sowohl in der Bewegung der Leiber, als des Gemüthes, sehr bewundert, und ist von Joh. Lor. Bernini. Brigen tii villa Burghesia. L. IV. p. 74. Massei Baccolte di statue, LXXXI. p. 73. Die gute Sittenlehre soll diese seyn, daß eine Jungfrau durch ihre Keuschheit einen stets währenden Ruhm erlangen könne. Omeis Mytho. in Daphne, s. p. 91.

Quelle:
Hederich, Benjamin: Gründliches mythologisches Lexikon. Leipzig 1770., Sp. 870-871.
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