[1106] FAVNI, órum, eine Art Waldgötter, die ihren Namen von fando haben, weil sie den Menschen wahrsageten, und also an statt der Orakel dieneten. Varro de LL. lib. VI. c. 3. Andere leiten ihren Namen von dem Faunus her, Gyrald. Synt. XV. p. 443. und noch andere [1106] wollen, daß sie ihre Benennung durch Gegensatz haben, weil sie stumm waren, und gar nichts zu reden wußten. Perottus Cornu copiæ p. 39. Sie wurden insonderheit von den Ackersleuten verehret, Ovid. Metam. VI. v. 392. und hatten übrigens vieles mit dem Faunus gemein. Ihre Abbildung findet man auf allerhand alten Denkmaalen in mancherley Stellungen und verschiedenen Verrichtungen, worunter nicht wenige allegorisch sind. Es sind deren eine solche Menge, daß es zu weitläuftig würde, auch nur die vornehmsten anzuführen. Ordentlicher Weise haben sie Ziegenohren und da wo sich das Rückgrad endiget, einen Büschel Haare, der einen kurzen Schwanz vorstellet. Obgleich einige Dichter sie mit Bocksfüßen und Hörnern abbilden: Ovid. Her. IV. 49. & Fast. II. 361. und mans sie vielfältig mit den Satyren für einerley hält: so will man sie doch dadurch von denselben unterscheiden, daß sie bis auf obige Stücke in allen dens Menschen gleich seyn. Beger. Thes. Brand. T. I. p. 18. & T III. p. 247. Hierbey soll man vorzüglich zu bemerken haben, daß die alten Künstler zu Mustern ihrer Faunen bäurische Gestalten wähleten, Gesichtsbildungen von einem kurzen und breiten Gesichte von starken Backenknochen mit vielem Fleische bedecket und sehr ausgefüllte Leiber; kurz, eine gemeine und grobe Bildung, von welcher alle edle Züge entfernet waren. Sie machten dadurch ihre Bilder und so gar das Jugendliche steif und ungesittet, so wie es sich am besten zur Schwelgerey und zum bacchischen Unsinne schickete. Lipperts Dactyl. I Th. 182 S. Andere stimmen damit nicht so ganz überein, sondern sagen, die schönsten Vorstellungen der Faunen bey den Alten seyn ein Bild reifer schöner Jugend, in vollkommenem Verhältnisse, und sie unterscheiden sich nur, durch eine gewisse Unschuld und Einfalt von jungen Helden. Zuweilen gab man denselben eine zum Lachen gezogene Mine mit hängenden Warzen unter den Kinnbacken, wie an Ziegen, und in allen ihren Stellungen blieben [1107] solche ein Bild der sich selbst gelassenen einfältigen und ungelehrten Natur. Winkelm. von der Kunst, 168 und 169 S. Ihre gewöhnliche Kleidung ist ein Ziegen- oder anderes Thierfell, welches mit den Klauen um den Hals zugeschürzet ist, und sie sind nicht selten mit Weinreben und Trauben oder mit Fichten bekränzet, und haben dabey kleine Hörner. Maffei Statue ant. tav. 36, 37, 38 & 122. Zwey schöne Gemälde von ihnen, wo ein junger Faun eine Bachantinn überfallen hat, und sie muthwillig küsset, indem sie eben aufstehen will; und ein alter, der einen Zwitter küssen will, der sich dessen aber weigert, sieht man unter den herkulanischen T. I. tav. 15. & 16.