[1111] FAVOR, oris, die Gunst, ist von einigen mit unter die Götter gerechnet worden. Man findet aber weiter nichts, als daß Apelles ein schönes allegorsches Gemälde davon gemacht hat. Nach demselben stellet er einen jungen Menschen mit verbundenen Augen vor, welcher zwar äußerlich eine große Unerschrockenheit und viel hohes Wesen zeiget, aber die innerliche Furcht und Unruhe nicht verhehlen kann. Er hat Flügel und scheint stets bereit zu seyn, davon zu fliegen oder sich in die Luft zu erheben. Dabey steht er auf einem Rade wie das Glück, welcher Göttinn er auch überall folget. Zur Seiten hat er die Schmeicheley, und ist von dem Reichthume, dem Stolze, den Ehrenbezeugungen, der Wollust, der Mutter der Verbrechen, umringt: der Neid aber folgete ihm nach. Einige machen ihn zu einem Sohne der Schönheit oder des Glücks; andere sagen, er sey von dem Zufalle oder Ungefähr, oder auch wohl durch den Witz und Verstand erzeuget worden. Gyral. Synt. I. p. 54. Die Deutung alles dessen läßt sich leicht und auf verschiedene Art machen, so wohl in Ansehung dessen, der die Gunst erweist, als der sie empfängt.