Hylas

[1302] HYLAS, æ, Gr. Ὕλας, ου, des Thiodamas, oder, nach andern, des Philodamas und der Cyece, nach den dritten, des Euphemus, und, nach den vierten, selbst des Herkules Sohn. Schol. Theocr ad Idyll. XIII. v. 7. Er kam mit dem Anchistens oder Akastus aus Pheren zu den Argonauten. Orph. Argon. 224. Jedoch sagen mehrere, daß er von den Dryopen um den Berg Oeta zu ihnen gekommen. Burman. Catal. Argon. Seine Mutter war, nach einigen, Menodice, oder, wie sie andere nennen, Mecionice, eine Nymphe, und Tochter [1302] des Orions, wie denn auch einige seinen Vater Theomenes für Theodamas nennen, der aber immittelst doch König der Dryonen, wie er selbst noch zu dieser Zeit ein mäßiger Jüngling war. Hygin. Fab. 14. & ad eum Munck. l. c. cf. Apollon. l. I. 131. & ad eum Schol. l. c. Noch andere machen ihn zu des Ceyx Sohne. Als er auf seiner Fahrt nach Kolchis, in Mysien Wasser aus dem Flusse Askanius holen sollen, so stürzeten ihn die Nymphen, als Töchter solches Flusses, in das Wasser, oder raubeten ihn, wegen seiner Schönheit. Herkules, der ihn auf eine besondere Art liebete, suchete ihn überall und wurde darüber von den Argonauten zurück gelassen. Apollod. l. I. c. 9. §. 19. Er erfüllete die ganze Gegend mit einem ungemeinen Rufen nach ihm. Weil sich nun die Nymphen vor denselben fürchteten, wenn er den Hylas bey ihnen finden sollte, so verwandelten sie ihnin ein Echo. Je mehr daher Herkules Hyla, Hyla, rief, destomehr antwortete ihm Hylas miteben solchem Hyla, bis er endlich wieder davon gehen mußte. Indessen soll er doch den Polyphemus daselbst gelassen haben, ob er etwas von ihm erfahren könne, der aber auch darüber gestorben. Inzwischen brachte man hernach solchem Hylas doch jährlich sein ordentliches Opfer, an der Quelle des besagten Flusses, wobey der Priester ihn dreymal laut rief, welchem denn das Echo auch so vielmal wieder antwortete. Nicand. ap. Ant. Liberal. c. 26. cf. Virgil. Eclog. VI. v. 43. & ad eum Serv. l. c. Propert. lib. I. Eleg. 20. sub fin. Einige wollen, als Herkules ausgegangen, etwas Wild zu fällen, so sey Hylas ihm nachgegangen, habe sich aber im Walde verirret, und sey in der Nymphen Höhle gekommen, welche denn dessen Schönheit bewundert, und ihn daher behalten haben. Orpheus Argon. v. 641. Es sollen aber die Nymphen, die ihn geraubet, insonderheit Eunika, Malis und Nychea geheißen haben, und, da er mit seinem ehernen Gefäße das Wasser aus dem Brunnen schöpfen wollen, ihn insgesammt bey den Händen ergriffen, [1303] und also hinein gezogen haben, da er denn zwar heftig geweinet, von den Nymphen aber auf den Schooß genommen, und zufrieden gesprochen worden. Da indessen Herkules nahe zu dem Brunnen gekommen, so habe er dreymal Hylas gerufen, dem auch Hylas aus dem Wasser wieder geantwortet, welches aber nicht anders gelautet, als ob die Stimme sehr von weitem komme, daher Herkules irre geworden, und weiter gegangen. Theocrit. Idyll. XIII. per integr. cf. Apollon. l. c. v. 1207. & ad eum Schol. l. c. Jedoch wollen auch einige, es habe dem Herkules eine Stimme vom Himmel zugerufen: Ποθεῖς τὸν οὐ παρόντα κὰι μάτην καλεῖς, d.i. Du suchest den, der nicht vorhanden ist, und rufst umsonst. Darauf habe er den Hylas verloren gegeben, und aufgehöret, ihn zu suchen. Schol. Aristoph. ad Plut. v. 1128. Er soll noch auf einem geschnittenen Steine vorkommen, wo Herkules auf seiner Löwenhaut liegt, und mit der rechten Hand die Keule hält, worauf sich ein junger Knabe stützet, oder vielmehr, die er ihm wegzunehmen scheint; und man will, er solle, da sein Namen von ὑλαῖος, wild, waldmäßig her kömmt, die rohe Jugend anzeigen, welsche von der Tugend und Weisheit ges liebt, gesittet gemacht und zu löblichen Unternehmungen angeführet wird. Maffei gem. ant. T. II. t. 100. p. 210.

Quelle:
Hederich, Benjamin: Gründliches mythologisches Lexikon. Leipzig 1770., Sp. 1302-1304.
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