Latínvs

[1442] LATÍNVS, i, Gr. Λατῖνος, ου, ( Tab. XVII. & IX.) des Herkules und eines hyperboreischen Frauenzimmers Sohn, der aber nachher für einen Sohn des Faunus angegeben worden, weil Herkules besagtes Frauenzimmer dem Faunus gegeben, da sie schon von ihm schwanger gewesen. Dion Hal. A. R. l. I. c. 5. p. 34. Jedoch machen ihn auch andere bald zu einem Sohne des Ulysses und der Circe, Hesiod. Theog. v. 1013. bald der Circe und des Telemachs. Hygin. Fab. 127. Er war indessen König in Latien, welches, nach einigen, von ihm den Namen bekommen, da es hingegen andere umkehren, und wollen, daß er vielmehr von Latien seinen Namen erhalten habe. Serv. ad Virg. Aen. VIII. v. 322. Noch andere machen ihn lieber zu einem Trojaner, der nach Eroberung solcher Stadt sich nach Italien begeben habe. Callias ap. Muncker. ad Hygin. l. c. Er lebete daselbst, als Aeneas dahin kam, und gab ihm seine Tochter Lavinia zur Gemahlinn, daher denn Aeneas nach dessen Tode, ihm zu Ehren, so wohl seine Trojaner, als die Aboriginer, des Latinus alte Unterthanen, Lateiner nannte. Livius l. I. c. 2. Indessen soll er auch eine Tochter, Laurina, dem Lokrus gegeben haben. Allein, da er eben solche besuchet, als Herkules mit Geryons Rindern bey ihm durchgetrieben, und er durch deren Schönheit gereizet worden, sie dem Herkules wegzunehmen, so soll ihn dieser darüber erschossen haben. Conon. Narrat. 3. Dagegen wollen wieder andere, daß er in der Schlacht wider den Mezentius geblieben, und endlich unter dem Namen des latiarischen Jupiters göttlich sey verehret worden. Festus l. XIII. p. 315.

Quelle:
Hederich, Benjamin: Gründliches mythologisches Lexikon. Leipzig 1770., Sp. 1442.
Lizenz:
Faksimiles: