Libertas

[1465] LIBERTAS, átis, Freyheit, Jupiters und der Juno Tochter. Hygin. præf. p. 12. Sie war eine besondere Göttinn der Römer, und hatte ihren Tempel auf dem Aventinus, welchen ihr des Gracchus Vater erbauen lassen. Liv. l. XXXIV. c. 16. Selbiger war mit ehernen Säulen und Statuen ausgezieret, und dem Vorhofe, oder der Halle, gaben insonderheitdie Censores, Ael. Pätus und Corn. Cethegus ein herrliches Ansehen. Ihn erneuerte zuletzt noch Asinius Pollio. Sueton. in Aug. c. 29. Dieser Vorhof dienete besonders den Gelehrten zu ihren Zusammenkünften und Plauderplatze, in dem Tempel selbst aber wurden die öffentlichen Acta der Stadt Rom aufbehalten. Casaub. ad Suet. l. c. & Nardin. l. VIII. c. 9. Als Cicero ins Elend gehen mußte, so widmete Clodius dessen Haus solcher Göttinn. Cicero pro Domo p. 490. Nachher ließ der Rath ihr noch einen Tempel bauen, als es hieß, daß Cäsar das Vaterland wieder in Freyheit gesetzet. Dion. ap. Gyrald. Synt. l. p. 38. cf. Rosin. l. II. c. 18. p. 170. Ihren Kopf findet man vielfältig auf den Münzen einiger römischen Familien, bald geschleyert, bald nicht, bald auch mit Lorbeern bekränzet. Auf einigen des Brutus oder der junischen Familie sieht man den Hut der Freyheit zwischen zweenen Dolchen. Numism. Croyac. t. 5. n. 2. Havere. Thes. Morell. T. I. p. 225. Sonst wird sie gemeiniglich stehend abgebildet, da sie in der rechten Hand den Hut, das Zeichen der Freyheit, und in der linken einen Spieß oder eine Ruthe hält, mit welcher die Knechte bey ihrer Freylassung geschlagen wurden. Auf einer Gemme hat sie noch ein Gefäß mit einem [1465] Lorbeerzweige vor sich stehen. Montfauc. antiq expl. T. I. P. II. pl. 206. n. 19, 20. Zuweilen fährt sie auch wohl auf einem mit vier Pferden bespannten Wagen und hat beyde Zeichen oder auch wohl nur den Hut in einer Hand. Havercamp. l. c. p. 79. 545. und wird von einer herbeyfliegenden Victorie gekrönet. Ib. p. 352.

Quelle:
Hederich, Benjamin: Gründliches mythologisches Lexikon. Leipzig 1770., Sp. 1465-1466.
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